Wild Leadership
- Langen Müller
- Erschienen: Juli 2020
- 0
Verschiedene Führungsstile anschaulich erklärt
Was können Führungskräfte von Tieren lernen? Die ehemalige Tierpflegerin Erna Walraven konnte in ihrer Berufskarriere viele unterschiedliche Sozialverhalten beobachten. Dabei fielen ihr unglaubliche Parallelen zwischen uns Menschen und den Tieren auf. Insbesondere jene Arten, die im Sozialverband leben, unterscheiden sich nach ihrem Führungsstil. Keiner davon ist falsch oder richtig, denn sie alle könnten für Chefs potenziell interessant sein.
„Führungskräfte täten gut daran von solchen Feinheiten und Verpflichtungen der Reziprozität in Tiergesellschaften zu lernen.“
In ausführlichen Kapiteln macht Walraven klar, dass soziales Zusammensein nach bestimmten Regeln abläuft. Das gilt sowohl für uns Menschen als auch für Tiere, die in Gruppen leben. Wer etwa im Team arbeiten möchte, darf kein Einzelkämpfer sein. Ob Bienen, die über ihren Schwänzeltanz miteinander kommunizieren, um die nächstgelegene Futterquelle mitzuteilen, Erdmännchen, die sich auf einen Späher verlassen müssen, wobei ein Vertrauensbruch im schlimmsten Fall den Tod bedeutet, oder Weißschulter-Kapuziner, wo auch rangniedere Tiere durchaus Mitspracherecht bei der Wanderrichtung haben – diese Beispiele zeigen, dass nur Zusammenarbeit zum Erfolg führt.
„Bei den Führungsstilen vieler wild lebender Tiere allerdings, geht es immer mindestens genauso sehr um die Rolle der Geführten.“
Dann gibt es noch eindeutig identifizierbare Arten der Führung:
So hat der Silberrücken einer Gorillagruppe das alleinige Sagen, sein Führungsstil ist autokratisch angelegt. Er ist der Chef, der die Gruppe zusammenhält, diese aber auch vor Gefahren und Rivalen beschützen muss. Die Weibchen setzen großes Vertrauen in ihn, pflegen untereinander aber selten Freundschaften.
Ganz anders bei der egalitären Führung der Bonobos, wo es eher matriarchalisch zugeht, die Weibchen tiefe Bindungen eingehen und diese Bündnisse nutzen, um die Männchen randständig zu halten.
Diese und weitere Beispiele zeigen Erfolge der Führung im Tierreich. Die Brücke zum Führungsstil auf Chefetage schlägt die Autorin, indem sie aufzeigt, was ein Vorgesetzter aus diesen Stilen gewinnen kann. Maternalistische (wie bei Elefanten) oder paternalistische Führungskräfte etwa kümmern sich um ihre Arbeitnehmer, interessieren sich für deren Privatleben und gewinnen so Vertrauen.
Diese Verknüpfung hat die Autorin sehr gut geschaffen, ohne bevormundend zu sein. Welche Vorteile man aus dem Buch zieht, ist jedem selbst überlassen. Oberflächlich betrachtet kann Wild Leadership auch einfach als interessantes Sachbuch über das Sozialverhalten von Tieren gelesen werden, ohne dabei an Wert zu verlieren.
Insgesamt ist das Buch sehr spannend geschrieben, mit nicht allzu langen Kapiteln, dabei aber einer eher holprigen Sprache. Walraven verliert sich immer wieder in Wiederholungen und Abschweifungen. Ab und zu fragt man sich, welchen Sinn der ein oder andere Exkurs hat; diese waren zwar interessant zu lesen, lenkten aber allzu sehr vom eigentlichen Kern ab.
Fazit:
Wild Leadership vereint interessantes Wissen über tierisches Sozialverhalten mit einem Businessratgeber für Führungskräfte. Der Erzählfluss bröckelt zwar hier und da, doch schmälert dies nicht den Wert des Inhalts.
Deine Meinung zu »Wild Leadership«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!