Weltgeschichte der Flüsse

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Julian Hübecker
5101

Sachbuch-Couch Rezension vonJul 2022

Wissen

Oft nur an der Oberfläche kratzend, anderes zu stark breit gewalzt.

Ausstattung

Ein paar wenige Fotos runden das Buch nur bedingt ab.

Wo ist der Fokus?

Flüsse sind die Lebensadern unsere Erde und versorgen den Planeten mit dem lebensnotwendigen Wasser. Das haben auch Menschen früh erkannt und ihre Zivilisationen an ihren Ufern erblühen lassen. Daher sind Flüsse prägend für unsere Gesellschaft und noch heute Schauplatz politischer, ökonomischer und globaler Konflikte.

„Flüsse sind zwar schön, aber der Einfluss, den sie auf uns ausüben, ist weit mehr als bloß ästhetisch.“

Wie wichtig Flüsse für die Menschheit sind, zeigt sich in der Geschichte längst untergegangener Kulturen an Nil, Euphrat oder Tigris. Flüsse und Ströme boten fruchtbare Böden und bescherten Reiche, wie dem der Ägypter, stabile Jahrhunderte. Daraus erwuchsen Kulturen und Wissenschaften – die Grundlage für unsere heutige Gesellschaft. Umso heißer umkämpft waren sie natürlich auch, und so sind Flüsse bis heute Grund für Auseinandersetzungen.

Ob es nun darum geht, Grenzen zu setzen oder sogar ganze Staaten zu gründen: Flüsse spielten oft eine große Rolle. Da diese selbst jedoch staatenlos sind und tausende von Kilometern zurücklegen, haben Länder, die den Strom flussaufwärts innerhalb ihrer Grenzen haben, Vorteile. Staudämme, die Elektrizität liefern, bieten Fortschritt, während die flussabwärts liegenden Staaten zurückstecken müssen und an Wasser verlieren.

Dies zeigt beispielhaft, wie bedeutend Flüsse sind – und da sind die ökologischen Faktoren noch nicht genannt. Laurence C. Smith gibt mit Weltgeschichte der Flüsse einen Einblick in unsere Gesellschaft, die abhängig von der Gesundheit unserer Lebensadern ist.

Nicht konkret genug

In 9 Kapiteln versucht der Autor, die genannten Beispiele und so viele mehr in ein Buch zu quetschen, um die Faszination der Flüsse rüberzubringen. Doch was er vermissen lässt, ist ein roter Faden. Mit dem Untertitel „Wie mächtige Ströme Reiche schufen, Kulturen zerstörten und unsere Zivilisation prägen“ erwartet man etwas anderes, als man bekommt. Die Chronologie gibt es eigentlich schon vor: Flüsse haben in der Vergangenheit Kulturen geformt, danach wurden viele wieder zerstört, und heute sind wir abhängiger von ihnen denn je. Ein Zeitraffer der Nutzung des strömenden Nass hätte sich wunderbar angeboten.

Auch die Bilder auf der Vor- und Rückseite sagen schon viel aus: Zum einen das natürliche Flussbett, friedlich und unberührt, zum anderen ein Fluss, der massiv beeinflusst ist und komplett zugebaut wurde. Wie konnte es dazu kommen? Was bedeutet das für unsere Gesellschaft? Wie sieht unsere Zukunft aus? Das sind die Fragen, die sich stellen und die nur unzureichend beantwortet werden. Stattdessen werden Seiten verschwendet, um zu tief in Materie einzutauchen, die in wenigen Sätzen abgedeckt wäre.

Wer stärker in die US-amerikanische Geschichte eintauchen möchte – denn die wird hier vorherrschend behandelt (inklusive Vietnamkrieg) –, der kommt hier um einiges weiter; da ist der Einfluss der Flüsse nicht uninteressant. Wer jedoch ein umfangreicheres Bild wünscht, sollte sich auch nach anderweitiger Literatur umschauen.

Fazit

Ein ausführlicher Bericht über die Weltgeschichte der Flüsse. Es gelingt ein umfassender Ausschnitt, der jedoch einiges darüber hinaus vermissen lässt. Vor allem die Frage nach der zukünftigen Nutzung der Flüsse kommt leider zu kurz.

Weltgeschichte der Flüsse

Laurence C. Smith, Siedler

Weltgeschichte der Flüsse

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