Was, wenn wir einfach die Welt retten?
- Kiepenheuer&Witsch
- Erschienen: April 2021
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Ein Sachbuch von großer Erzählkunst
Tja, was wäre, wenn wir es einfach tun würden – die Welt retten? Ist es so einfach? Warum funktioniert es dann nicht, obwohl mittlerweile jedes Kind weiß, dass wir auf eine globale Katastrophe zusteuern – ungebremst? Die Mittel zur Besserung sind da. Wieso es dennoch nicht klappt, wo die Verantwortung zu suchen ist, und vieles mehr verrät dieses Buch.
„Wir sind somit nicht die erste Spezies, die einen vernichtend großen ökologischen Fußabdruck hinterlässt. Aber wir sind die erste Spezies, die darüber nachdenken kann: was wir unserer Umwelt antun. Was wir uns selber antun.“
Fundierte Bücher über den Klimawandel oder über politisches Versagen in Umweltfragen gibt es zuhauf. Nun könnte man böse fragen, was ein Frank Schätzing sich da nun einmischen muss – eigentlich erfolgreicher Autor von Science-Fiction-Romanen mit Thriller-Elementen. Diese Frage darf zurecht gestellt werden – dann muss aber auch überprüft werden, ob er nicht vielleicht doch mehr kann, der Herr Schätzing.
Und er kann: Denn er hat nicht vor, den Ottonormal-Leser mit nüchternen Fakten zu bombardieren, gefolgt von einem ebenso trockenen Quellenregister, das sowieso kein Schwein überprüft. Stattdessen mischt er seine Gedanken in ein Genre, in dem er sich wohlfühlt: einen Thriller. Doch dieser Thriller hat keinen mörderischen Täter, keine verzweifelten Opfer, keine gefährliche Mordwaffe – dieser Thriller ist unsere Realität, und als solche darf sie auch gesehen werden. So fühlt man sich schnell zuhause in diesem Buch; man merkt aber auch schnell: Dieser Nervenkitzel, der bei gewöhnlichen Thrillern den Puls in die Höhe treibt, wird hier aus einem Szenario geboren, dessen Statisten wir sind.
Zentral geht es um den Klimawandel. Viele werden sich jetzt verwirrt die Augen reiben – geplagt von den Corona-Berichterstattungen der letzten anderthalb Jahre – und sich fragen, ob der denn immer noch Thema ist. Corona ist nun einmal eine unmittelbar fassbare Gefahr, die weltweit die Aufmerksamkeit auf sich lenkt, dabei aber eine Bedrohung vergessen lässt, die ungleich heftiger werden wird. Frank Schätzing beschreibt fundiert, logisch aufgebaut und hochspannend, warum das Thema aktueller ist denn je.
„Zwei Dinge wollen die Menschen nicht wissen: wie Gesetze und wie Würste gemacht werden. Otto von Bismarck.“
In 8 Kapiteln baut Schätzing ein Buch auf, das es in sich hat: Dezidiert fordert er einiges, verrät, warum die Bundesregierung wichtige Schritte verschläft und wie der Weg in eine bessere Zukunft aussehen könnte. Dabei spielen viele Faktoren eine Rolle, die jeder einzelne in der Hand hat: Fleischkonsum, Kleidung, Umgang mit digitalen Medien, Haushalt … Wer jetzt denkt, dass Schätzing von Verboten und Verzicht redet und sich für ein veganes Leben ausspricht, der irrt: Ihm geht es keineswegs um Bevormundung, und er setzt auch klar das Signal, dass dies nicht zielführend ist. Aber er argumentiert überzeugend, nennt Alternativen und Maßnahmen.
Dieses Buch funktioniert, weil Frank Schätzing ein ungemeines Erzähltalent hat. Hier lädt er nicht nur Politik-„Asse“ dieser Welt in einen urkomischen Dialog ein, sondern hält dem Leser Absurditäten des weltweiten politischen Geschehens vor Augen, die nur den Kopf schütteln lassen. Gleichzeitig nutzt er aber die Gelegenheit, von Schwarzweißdenken abzusehen, indem er Hintergründe erklärt und Vorurteile auf den Kopf stellt. Damit bietet Herr Schätzing nicht nur Unterhaltung, sondern lehrt auf subtile Weise.
Fazit
Dieses Buch liest sich spannend und lehrreich, obwohl das Thema Klimawandel hochkomplex ist. Wer ein wissenschaftsnahes, gut zu lesendes Sachbuch sucht, der ist hiermit sehr gut beraten!
Frank Schätzing, Kiepenheuer&Witsch
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