Eine allgemeingültige Lösung für gute Lehrerschaft?
Was macht einen guten Lehrer aus? Welche Fähigkeiten muss er haben, welche Kriterien erfüllen? Welche Bedürfnisse haben Schüler, auf die ein guter Lehrer eingehen muss, und welche Bedürfnisse haben wiederum die Lehrer, die ein guter Schulleiter zu erkennen hat? Carsten Bangert klärt auf und schafft einen konkreten Überblick.
„Auf gute Lehrer/innen kommt es an. Davon bin ich überzeugt.“
Kaum ein Beruf ist gleichzeitig so beliebt wie berüchtigt wie der des Lehrers: Viele Vorurteile sind mit seiner Arbeit behaftet, Eltern und Schüler gleichermaßen mystifizieren den Menschen dahinter oder würdigen seine Arbeit herab. Mit Sicherheit ist nicht jeder zur Lehrkraft geboren – man benötigt Durchhaltevermögen, Einfühlungsvermögen und einen Bezug zu Kindern und Jugendlichen, um nur einige Eigenschaften zu nennen. Doch was zeichnet einen guten Lehrer wirklich aus?
Ja, es gibt sie, die Superstars unter den Lehrern – von Schülern und Eltern geliebt, von Kollegen gefürchtet –, die mehr tun, als sie eigentlich müssen. Diese A-Lehrer machen aber nur einen geringen Teil der Lehrerschaft aus; ebenso die C-Lehrer, die ihren Job mehr als Bestrafung sehen. Die überwiegende Mehrheit besteht aus den B-Lehrern: bestrebt, sich zu bessern und für einen guten Unterricht zu sorgen.
Das ist die Basis, auf die das Buch fußt. Davon ausgehend stellt der Autor nun Kriterien vor, die dieses ABC-Modell stützen, und wie man als Lehrkraft zu einem A-Lehrer werden kann. Dabei stehen die Grundbedürfnisse der Schülerinnen und Schüler im Vordergrund, ebenso die Grundüberzeugungen der Lehrerinnen und Lehrer sowie die wichtigsten Grundprinzipien, wie Klarheit, Leidenschaft und Führung. Da Carsten Bangert selbst Schulleiter ist, steht schlussendlich auch die Arbeit zwischen Schulleitern und Lehrern auf dem Plan, die wichtig für eine grundlegend gut arbeitende Schule ist.
Der Aufbau des Buches macht durchaus Sinn und wird auch konsequent abgehakt. Die Gestaltung ist jedoch eindimensional geraten, da am Anfang das ABC-Modell steht. Dadurch werden alle weiteren Kategorien in eine Richtung gezwängt, die einen erweiterten Blick darauf nicht ermöglicht. Mit Sicherheit spielt die jahrelange berufliche Erfahrung des Autors eine große Rolle für diese Sicht, doch primär für Leser*innen und Lehramtsanwärter*innen könnte dieser Blickwinkel nicht ausreichend sein.
Grundsätzlich ist auch der Lehrerberuf einem persönlichen, ständigen Entwicklungsprozess unterworfen, der mit Lernen und Erfahrungen im Zusammenhang steht. Bücher wie dieses können eine Orientierung geben, sind aber kein Lösung für alles. Schlussendlich haben Lehrerinnen und Lehrer viel zu leisten, um den gesellschaftlichen, politischen und individuellen Vorstellungen zu entsprechen – wie man damit umgeht, ist jedem selbst überlassen. Treffend formuliert es der Arbeitsphysiologe Prof. Dr. Müller-Limmroth so:
„Gerecht soll er sein, der Lehrer, und zugleich menschlich und nachsichtig,
straff soll er führen, doch taktvoll auf jedes Kind eingehen,
Begabungen wecken,
pädagogische Defizite ausgleichen,
Suchtprophylaxe und Aids-Aufklärung betreiben,
auf jeden Fall den Lehrplan einhalten,
wobei hochbegabte Schüler gleichermaßen zu berücksichtigen sind wie
begriffsstutzige.“
Wer will da noch den Überblick behalten?
Fazit
Ein nüchtern gestaltetes und eindimensionales Werk, das jedoch interessante Einblicke und möglicherweise für den ein oder anderen Lehramtsanwärter nützliche Hilfen bietet.
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