Urwelten

  • Hanser
  • Erschienen: September 2022
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Urwelten
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Julian Hübecker
8101

Sachbuch-Couch Rezension vonNov 2022

Wissen

Auf hohem Niveau geschrieben, jedoch gut verständlich und bildhaft formuliert.

Ausstattung

Mit tollen Illustrationen am Anfang jedes Kapitels. Leider sehr wenige davon.

Eine aufregende Reise durch längst vergangene Zeiten

Die meisten Tiere und Pflanzen, die auf diesem Planeten gelebt haben, sind heute ausgestorben. Dennoch sind sie direkt oder indirekt mit uns modernen Menschen und allen anderen rezenten Lebewesen verbunden. Auf faszinierende Art und Weise beschreibt Thomas Halliday schlüssig und wissenschaftlich fundiert. Alles, was es dazu braucht, ist eine Reise durch die Erdzeitalter.

„Wenn wir solche ausgestorbenen Stätten mit der Geisteshaltung eines Reisenden, eines Safariteilnehmers besuchen, lässt sich vielleicht, so hoffe ich, der Abstand zwischen Vergangenheit und Gegenwart überbrücken.“

Das Leben auf dieser Erde ist alt – sehr alt. Die ersten vielzelligen Organismen traten vor etwa 3 Milliarden Jahren auf, doch es dauerte nochmal Milliarden Jahre, bis die Vielzelligkeit zu einem Formenreichtum kam, der irgendwann zu den heutigen bekannten Tier- und Pflanzengruppen führten. Auch der Mensch hat zu einem gewissen Zeitraum Eingang gefunden und sich zu der modernen, alles verschlingenden Ausgabe entwickelt, die wir heute darstellen. Dabei täten wir gut daran, einmal den Blick zurückzuwerfen, um uns unserer Wurzeln wieder bewusst zu werden. Vor allem aber muss uns wieder klarwerden, dass alles ein Ende hat – so beweist es die Geschichte des Lebens über die verschiedenen Epochen hinweg.

Paläontologe und Evolutionsbiologe Thomas Halliday macht den Schritt rückwärts: „Reisen müssen zu Hause beginnen (…).“ Daher stellt er die verschiedenen Epochen und Perioden von den jüngeren zu den älteren vor: vom Pleistozän, das vor 12.000 Jahren begann, über die Kreidezeit, die ihr dramatisches Ende vor 66 Millionen Jahre fand, bis hin zum Ediacarium, das vor 635 Millionen Jahren begann. Auf diese Weise werden 16 Erdzeitalter vorgestellt. Halliday bedient sich dabei neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse und Forschung. Er stellt Tiere und Pflanzen vor, als würden diese noch heute den Planeten bewohnen; Verhaltensweisen im Naturraum werden nachvollziehbar beschrieben. Es ist erstaunlich, wie viel Paläontologen heutzutage aus Fossilien herauslesen können. Dabei bedient man sich auch modernen Lebewesen, die viel über vergangene Artgenossen verraten. Dennoch fehlt hier manchmal die nötige Erklärung, woher man die jeweilige Erkenntnis zieht. Halliday macht aber am Anfang klar, dass oftmals auch interpretativ gearbeitet werden muss und so manches nicht in Stein gemeißelt ist.

Sehr bildliche Sprache

Die meiste Faszination hat man dann, wenn Halliday einen Einblick über das vergangene Leben gewährt und dabei so bildlich schreibt, als würde etwa der längst ausgestorbene Kurznasenbär gerade wirklich nach seiner nächsten Mahlzeit suchen. Daneben schmückt er diese Episoden aber durch lange Erklärungen aus, wie etwas aus wissenschaftlicher Sicht funktioniert. Das liest sich nicht sehr einfach, ist aber mindestens genauso spannend, weil er schlussendlich natürlich darauf hinaus möchte, wie sehr alles zusammenhängt: die Gegenwart mit der Vergangenheit. Das heißt, hier ist Aufmerksamkeit gefragt. Dann aber gewinnt man ein Aha-Erlebnis, das auch ein Überdenken des modernen menschlichen Handelns nötig macht.

Jedes Kapitel beginnt mit einer Karte, die zeigt, wie die Welt zur jeweiligen Epoche ausgesehen hat. Daneben gibt es eine sehr realistische Abbildung eines Tieres oder einer Pflanze in ihrer damaligen natürlichen Umgebung. Davon hätte es definitiv mehr geben können, weil die ausgestorbenen Lebewesen dadurch ein Gesicht bekommen– der Vorstellungskraft hilft das enorm.

Fazit

Es ist eine Reise durch längst vergangene Zeiten, aber auch wenn mit jeder Epoche die Lebewesen unseren bekannten Tieren und Pflanzen immer unähnlicher sind, so wird doch immer klarer: Die Vergangenheit beeinflusst unsere Gegenwart – und wir unsere Zukunft.

Urwelten

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