Erlebnisse im Maßregelvollzug
Karoline Klemke erzählt in ihrem Buch aus ihrer Zeit als Psychotherapeutin im Maßregelvollzug. Immer geht es ihr darum, zu helfen, die Täterinnen und Täter zu verstehen und ihre Beweggründe zu analysieren. Ob Vergewaltiger oder Kindermörder, Klemke versucht stets, ihre Fassung zu bewahren. Ganz authentisch berichtet sie auch von Misserfolgen und eigenen Fehlern.
Authentische Autofiktion
Das Buch besteht aus mehreren Kurzgeschichten, in denen die Therapeutin mit den Gefangenen spricht. Die Dialoge sind stets spannend gestaltet. Die Fälle sind fiktionalisiert, beruhen aber dennoch auf wahren Begebenheiten. Die Autorin wählt dabei einen klaren und flüssigen Schreibstil und überlagert den Text nicht mit medizinischen oder juristischen Fachbegriffen. Vielmehr erzählt sie über das persönliche Leben der Täter und Täterinnen, sowie deren Schicksale und Abgründe.
„Die forensische Psychiatrie ist ein Feld, in dem wie unter einem Brennglas die existenziellen Probleme des Menschen sichtbar werden. Tod, Schuld, Freiheit, Schmerz, Isolation, Lebenssinn. Ich habe keine Monster dort gefunden, sondern nur Menschen, die damit hadern. Wie ich selbst“
Klemke nimmt den Leser durch die Welt des Maßregelvollzugs, in der sie erst einmal Begriffe wie „Lebendzählung“, „Durchschluss“ oder „Totmannalarm“ erklärt. Sie berichtet auch von eigenen Problemen und Schwierigkeiten, an die Straftäter heran zu kommen, um sie dann therapieren zu können.
Die Geschichte des Herrn Matzke
Es geht beispielsweise um Herrn Matzke, der seit 30 Jahren wegen der Vergewaltigung von fünf Frauen inhaftiert ist. Klemke, die in ihrem Buch als fiktive Person „Christiane Richter“ auftritt, versucht den uneinsichtigen Straftäter dazu zu bringen, endlich Verantwortung für seine Straftaten zu übernehmen. Die Gespräche zwischen Frau Richter und Herrn Matzke eskalieren zu Beginn meist. Entweder bricht der Straftäter oder die Therapeutin das Gespräch ab. Christiane Richter ist frustriert und sucht sich Rat bei ihrem Mentor. Der rät ihr, in den Gesprächen den Fokus auf die Person Herrn Matzke und dessen Leben zu legen. Mit ihren neu gewonnenen Ansätzen setzt Frau Richter dann das Gespräch fort.
Fazit
Bei dem biografischen „Totmannalarm“ handelt es sich um ein Werk, das auch eine psychologisch – kriminologische und populärwissenschaftliche Erzählung ist. Dabei sind die Dialoge mit den Straftätern unglaublich facettenreich und tiefgründig.
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