Todeswalzer

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  • Erschienen: Februar 2024
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Todeswalzer
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Carola Krauße-Reim
9101

Sachbuch-Couch Rezension vonApr 2024

Wissen

Allumfassendes Wissen, aber manchmal schon zu detailreich.

Ausstattung

Ein reines Textbuch ohne Fotos oder sonstige Abbildungen. Kurzbiografien und Literaturangaben im Anhang.

Die geballte Grausamkeit des Krieges.

Christian Bommarius, Jahrgang 1958, ist Journalist, Jurist und Autor. In seinen Publikationen befasst er sich mit geschichtlichen und juristischen Themen, die Deutschland betreffen. Mit „Todeswalzer – Der Sommer 1944“ nimmt er sich dem letzten Sommer im 2. Weltkrieg an, der über Sieg oder Niederlage entschieden hat und der noch einmal so viele Opfer forderte, wie die gesamten Kriegsjahre zuvor.

Alliierte und Deutsche

Das Buch ist eine komprimierte Darstellung der Ereignisse im letzten Kriegssommer. Dabei zeigt Bommarius sowohl die Lage der Alliierten als auch die der Deutschen. Der D-Day am 6.6.1944, die Zustände im Warschauer Ghetto, das Hitler-Attentat vom 20.7.1944, die Luftangriffe auf deutsche Großstädte und die andauernden Deportationen sind nur einige Ereignisse, die diesen Sommer prägten. Man hat den Eindruck, dass die vorhergehenden Kriegsjahre nur auf diesen einen alles entscheidenden Sommer hin existiert haben. Die Frage nach Sieg oder Niederlage hat sich sowohl für die Alliierten als auch die Deutschen gestellt. In diesen wenigen Monaten wurde der Verlauf der europäischen Geschichte entschieden. „Für Deutschland gelebt. Für Deutschland getötet. Für Deutschland gestorben. Das ist Deutschland im Jahr 1944“ zeigt die eine Seite des Krieges; der Wille, die Nazis zur Kapitulation zu zwingen, die andere. Dazwischen werden die Zivilbevölkerung beider Seiten, die Widerstandsgruppen und die unzähligen Verfolgten, Untergetauchten und Deportierten aufgerieben.

Anstrengende und beklemmende Lektüre

Bommarius hat intensiv recherchiert und scheinbar alle verfügbaren Fakten zusammengetragen, die es zum Jahr 1944 nur geben kann. Daraus ergibt sich ein Bericht mit unglaublich vielen Namen, Daten und Zahlen. Manchmal werden diese Details schon fast zu viel. Das alles ist in einem nüchternen und distanzierten Stil gehalten, der nicht zwischen Grausamkeiten und mitfühlenden Taten unterscheidet. Diverse Perspektiven lockern diese geballte Flut an Informationen aber etwas auf.

Bommarius streut Exkurse zu einzelnen Themen ein und zeigt explizit die Lage einzelner Personen, wie die der Jüdin Margot Friedländer, der hitlertreunen Regisseurin Leni Riefenstahl oder des Soldaten Egon Oelwein. Die Kurzbiografien aller auf diese Weise erwähnten Personen finden sich im Anhang. Allerdings gibt es keine Abbildungen von ihnen, ebenso wenig wie Karten zum Kriegsverlauf.

„Todeswalzer“ ist zwar ein populärwissenschaftlich gehaltenes Buch, jedoch verlangt es viel Aufmerksamkeit und auch ein besonderes Interesse am Thema. Es ist eine sehr beklemmende Lektüre, der man sich bewusst stellen muss um alle Informationen zu begreifen und sie auch zu verarbeiten.

Fazit

Ein kaleidoskopischer Blick in die Abgründe des Jahres 1944, der inhaltlich und emotional anstrengend ist. Bommarius lässt den letzten Kriegssommer mit seiner ganzen Grausamkeit wieder auferstehen und dokumentiert und warnt damit gleichermaßen. Ein wichtiges Buch für alle, die an Geschichte interessiert sind.

Todeswalzer

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