Wissenschaftliche Arbeit zu den Nubischen Königreichen
Südlich des 1. Nil-Kataraktes bei Assuan beginnt Nubien oder Kusch, wie es im Alten Ägypten genannt wurde. Dort herrschten Jahrtausende lang Königinnen und Könige, die nach dem Ende des Neuen Reiches sogar Herrscher über Ägypten wurden. Francis Breyer, ein deutscher Ägyptologe und Altorientalist, der sich auf die historischen Kulturen in Nubien und Äthiopien spezialisiert hat, bringt uns diese alte Kultur näher, die bisher in der Öffentlichkeit, neben der viel mehr beachteten ägyptischen, ein eher stiefmütterliches Dasein fristete.
Eine lange Geschichte kurz zusammengefasst
Breyer beginnt seine Betrachtung der nubischen Geschichte in der Jungsteinzeit, führt sie über die aufeinander folgenden Reiche durch die Christianisierung und die muslimischen Sultanate im Mittelalter bis in unsere heutige Zeit mit einem bemerkenswerten kuschitischen Erbe. Dabei stützt er sich auf archäologische Funde und wissenschaftliche Erkenntnisse, weniger auf Textquellen, da zwar die Schrift größtenteils entschlüsselt ist, die Texte aber dennoch bisher kaum zu lesen sind.
Sachkenntnisse sind von Nutzen
Die bisher in der breiten Öffentlichkeit kaum bekannte nubische Kultur mit seinen Reichen und ihrer langen Geschichte hat eindeutig mehr Aufmerksamkeit verdient. Während ägyptische Pharaonen, wie Tutenchamun und Ramses II selbst dem größten Geschichtsignoranten bekannt sein dürften, sieht das bei Karkamani, Tabirqa und Talachamani schon anders aus. Doch das vorliegende Buch dürfte wenig geeignet sein, dieses Loch im Geschichtswissen zu füllen. Zwar behandelt Breyer wirklich jede Epoche und erwähnt alles bisher Nachgewiesene, doch für den Laien könnte die Abhandlung zu wissenschaftlich gehalten sein.
Terminologie, Querverweise und Stil setzen zumindest Vorwissen, wenn nicht sogar Fachwissen voraus. Für Ägyptologen, die bisher kaum Kontakt mit der nubischen Herrschaft in Ägypten hatten (was auch nicht zu den Kernbereichen dieser Wissenschaft gehört) ist das vorliegende Buch mit Sicherheit eine hervorragende Übersicht, für alle anderen könnte es schwierig werden den Ausführungen des Autors immer folgen zu können. Da helfen die Epochenübersicht, die Liste der Herrscher der Königreiche von Kusch und die Literaturliste im Anhang auch wenig.
Übersichtlichkeit garantiert Überblick
Breyer geht streng chronologisch vor, was es dem Leser einfach macht den Überblick zu behalten. Zudem sind viele wichtige Funde zumindest in Zeichnungen abgebildet, wie z. B. das Szepter von Sayala, die Stele des Ka oder das Relief des Pharao Pi(anch)y im Amuntempel von Napata. Anderes, wie z.B. die meroitische Opfertafel des Taneyidamani in Berlin oder die meroitischen Widderstatuen vom Amuntempel in Naga sind als Fotos zu sehen.
Leider sind diese Abbildungen immer relativ klein und die Fotos schwarz-weiß. Während die einfarbigen Abbildungen von Gegenständen oftmals die Inschriften besser erkennen lassen oder Rekonstruktionszeichnungen einfach nicht farbig sein müssen, hätte ich mir allerdings Farbfotos gewünscht, welche z.B. die Pyramiden von Meroë viel besser und stimmungsvoller gezeigt oder die Turmfundamente der Befestigungsanlagen von Kerma noch eindrucksvoller gemacht hätten.
Fazit
Francis Breyer hat mit „Schwarze Pharaonen“ einen hervorragenden Überblick über die derzeitige Forschungslage zu den nubischen Reichen abgeliefert. Allerdings dürften sich Laien mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung schwertun, denn Terminologie und Stil setzen Sachkenntnisse voraus.
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