Salt and Timber

Lindsey Fowler fühlte sich, nach eigenen Angaben, als junge Mutter oft alleine. Obwohl der Alltag mit zwei Kindern bestimmt recht anstrengend war, begann sie gegen die einhergehende Einsamkeit anzustricken. Daraus wurde eine wahre Passion, denn Lindsey entwirft seit 2018 eigene Modelle, die sie auf ihrer Internetseite „Larkspur Knits“ teilt und jetzt auch in ihrem ersten Buch, das im Original im finnischen Lane-Verlag erschienen ist.

Stimmungsvolle Fotos und schönes Layout

Der Lane-Verlag ist dafür bekannt, mindestens so viel Wert auf die Präsentation der Modelle zu legen, wie auf diese selbst. Auch die Fotos in diesem großformatigen und sehr hochwertigen Buch zeugen davon. Und natürlich von Lindsey Fowlers Liebe zur pazifischen Nordwestküste der USA. Schon der Titel lässt erahnen, dass die raue Gegend mit ihren Steinstränden und dem wechselhaften Wetter eine große Rolle spielt.

Gerade die Fotos lassen die Atmosphäre dieser Landschaft besonders erahnen. Nicht nur die Modelle sind darin gekonnt in Szene gesetzt, die ganze Gegend wird in einzelnen großformatigen Fotos stimmungsvoll gezeigt. Die Anleitungen selbst sind in einem sehr ansprechenden Layout gehalten, das alle Modelle mehrfach in Groß- und Detailaufnahmen zeigt und natürlich alle notwendigen Angaben enthält.

Die Strickanleitungen sind entweder sehr gut beschrieben und bei komplizierteren Mustern zusätzlich noch mit einem Musterbild versehen. Eigentlich kann nichts mehr schief gehen – bis man zum Thema Garn kommt. Die Stärke des Garns ist in amerikanischen Stärken angegeben, was schon ein wenig Recherche zur Umrechnung bedarf. Doch das ist eigentlich kein Problem, problematisch sind die verwendeten Garne an sich. Diese sind natürlich auf den amerikanischen Markt abgestimmt und bei uns leider kaum erhältlich, weder in einem Laden vor Ort, noch im Internet. Nur wenige, wie die „Finnwool“ von „Mominoki Yarn“ bilden da eine Ausnahme, wobei hier allerdings der Preis abschreckend sein könnte. Das trübt die Stricklust gewaltig! Denn äquivalente Garne in entsprechender Qualität und Stärke zu finden, ist mühselig.

Enttäuschende Modelle

Leider kann der Frust sogar noch zunehmen. Bei dem Untertitel „Strickideen von der Küste“ hatte ich mir abwechslungsreiche Modelle mit dem typischen Küstenflair erhofft. Pullover mit mehrfarbigen urigen Mustern, kuschelige Jacken und vielleicht Mützen und Handschuhe mit Pepp. Doch die 15 Modelle sind in dieser Hinsicht eher enttäuschend. Es gibt lediglich einen Pullover, eine Strickjacke, eine große Decke und jeweils vier Socken und Tücher, zwei Mützen, einmal Handschuhe und einen Loop. Dabei sind höchstens der Loop und die Tücher innovativ, alle anderen Modelle sind in ihren Mustern so schon 100fach in anderen Strickzeitungen vorgestellt. Das macht die Modelle für Kenner und Kennerinnen wenig interessant. Anfänger könnten daran schon eher Gefallen finden, denn viele Muster sind schlichte rechts-links Strickereien, die vielleicht einmal durch einen Zopf ergänzt werden. Wer bei Strickmodellen nicht zu großen Wert auf hervorragende Fotos in einem hochwertigen Buch legt, könnte hier das Preis-Leistungsverhältnis kritisch bewerten.

Fazit

Ein großformatiges und sehr hochwertiges Buch, das allerdings in der Auswahl der meisten Modelle und der angegebenen Garne enttäuscht. Lediglich Anfängerinnen und Anfänger in Sachen Stricken dürften von den recht simplen Modellen begeistert sein, doch auch sie müssen dann erst einmal die Garnstärken umrechnen und Alternativgarne finden, denn beides ist nicht auf den deutschen Markt ausgerichtet.