Projekt Zukunft

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Julian Hübecker
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Sachbuch-Couch Rezension vonMai 2022

Wissen

Die großen Fragen, die uns derzeit beschäftigen, werden im Stil einfacher Interviews beantwortet.

Sind wir noch zu retten?

Unsere Zukunft sieht nicht rosig aus, wenn man den zahlreichen Schreckensnachrichten glauben mag, die zurzeit kursieren: Die Temperaturen steigen schneller als gedacht, unsere Äcker laugen immer mehr aus, Corona dürfte Prognosen zufolge erst der Anfang gewesen sein, und vom Artensterben brauchen wir erst gar nicht reden. Wissenschaftsjournalist Dirk Steffens trifft namhafte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, um den Meldungen auf den Zahn zu fühlen.

„Wenige Menschen reden darüber, und viele Menschen hören das nicht so gerne.“ – Andrea Beste

Es ist aber auch beängstigend: Nicht nur machen uns die derzeitigen Meldungen in Osteuropa zu schaffen, nachdem Corona uns seit bereits zwei Jahren mürbe macht – auch die Klima-Panik greift immer weiter um sich. Die Angst vor einer ungewissen Zukunft ist größer denn je. Vor allem junge Menschen fühlen sich von der Bundesregierung im Stich gelassen. Dabei gibt es sie: Antworten, die Sicherheit versprechen könnten, wenn man sie ernsthaft erwägen würde. Schließlich arbeiten Expertinnen und Experten an Lösungen, die dringend benötigt werden.

Zehn Forschende hat Dirk Steffens zu ihren Forschungsgebieten interviewt. Einleitend werden diese zu Beginn etwas gefragt, was das Problem auf den Punkt bringt: „Wird auf der Erde die Erde knapp, Andrea Beste?“, „Können wir uns unsere Zukunft noch leisten, Claudia Kemfert?“ oder „Sterben die Menschen aus, Matthias Glaubrecht?“ Gut, man könnte unterstellen, dass die Fragen die Antworten bereits vorwegnehmen – aber es sind genau diese, die viele Menschen beschäftigen! In klassischer Frage-Antwort-Manier werden die Probleme aufgedeckt, Lösungen aufgezeigt und Fakten geschaffen.

„Die Forschungsergebnisse, über die in diesem Buch gesprochen wird, machen Mut, weil sie neue Möglichkeiten aufzeigen.“ – Dirk Steffens

Problematisch wird das Lesen aber dadurch, dass die Interviews aus einem Podcast heraus verschriftlicht wurden. Dirk Steffens wirft wiederholt Kommentare ein, die die Ausführungen des Befragten unterbrechen. Das mag in einem Gespräch funktionieren, nicht aber in dieser Form. Auch Informationskästen, die mitten im Interviewgespräch wichtiges Hintergrundwissen vermitteln sollen, stören den Fluss. Sinnvoller wären sie am Anfang der Kapitel gewesen.

Im Grunde darf man nicht viel mehr als eine Aneinanderreihung von Interviews erwarten, die natürlich spannend und wissenschaftlich hochwertig sind, aber an Überschaubarkeit vermissen lassen. So wichtig es auch ist, Expertinnen und Experten sprechen zu lassen, die das Vertrauen in die Wissenschaft zurückbringen, so ist dieses Format zu trocken, um Menschen zu gewinnen, die nicht eh schon Interesse daran haben.

Fazit

Die drängendsten Fragen werden wissenschaftlich erklärt und Lösungen werden aufgezeigt. Allerdings eignet sich das Frage-Antwort-Format nicht dazu, Interesse zu entfachen.

Projekt Zukunft

Dirk Steffens, Penguin

Projekt Zukunft

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