Das Leben ist bunt!
Es gibt Menschen, die haben sich gerade erst damit abgefunden, dass es sowas wie Schwul- oder Lesbischsein gibt. Die Akzeptanz wächst, wird aber kleiner, sobald man die Sexualität in all ihrer Vielfältigkeit betrachtet: LGBTIQ+ umfasst alle Menschen, die nicht unter das heterosexuelle-cis-Normativ fallen, also als anders wahrgenommen werden als der „Durchschnitt“. Dabei werden die Stimmen immer lauter, seit in den 1940er Jahren Menschen für mehr Akzeptanz auf die Straße gingen, um Gleichberechtigung zu fordern. So gefährlich es in dieser Zeit noch war, war dies doch der Grundstein für Meilensteine wie den Stonewall-Aufstand, den ersten CSD und schließlich auch die Streichung der Homosexualität als Krankheit durch die WHO.
Zwar reicht die Geschichte des Queerseins bis vor unserer Zeitrechnung zurück, als die griechische Schriftstellerin Sappho bereits 600 v.Chr. erste Gedichte über lesbische Liebe verfasste oder 400 v.Chr. im Kamasutra auch gleichgeschlechtliche Beziehungen thematisiert wurden. Doch in diesem kleinen Büchlein werden drei Zeitstrahlen primär betrachtet.
„Ich wünsche mir, dass wir weiter stolz und mutig sichtbar sind und kämpferisch bleiben, denn für diesen Stolz und Mut steht die Pride!“ – Linus Giese
Im ersten Kapitel „Vor Stonewall“ taucht man in die 1940er bis 1960er Jahre ein. Einführend wird dann auch direkt geschildert, wofür LGBTIQ+-Menschen kämpften: für die Entkriminalisierung der Homosexualität, für Gleichberechtigung und für Gerechtigkeit nach dem Stonewall-Aufstand. Dadurch weiß man direkt, in welchem Umfeld sich queere Menschen bewegt haben.
Das zweite Kapitel handelt von der „LGBTIQ+-Selbstbefreiung“ der 1970er bis 1990er Jahre. Erste Pride-Märsche, Änderungen von Gesetzen, Aids-Aktivismus und Einflüsse in der Politik kamen hinzu. Die Jahrzehnte waren von Höhe- wie auch Tiefpunkten gleichermaßen geprägt, insbesondere drohte Aids die Fortschritte wieder zunichtezumachen und Vorurteile zu fördern.
Das dritte Kapitel „Gleichberechtigung im 21. Jahrhundert“ betrachtet die 2000er Jahre bis heute. Immer mehr Länder führen die gleichgeschlechtliche Ehe ein, Transgender erhalten mehr Rechte und auch die Adoption von Kindern ist ein großes Thema. Es wird ersichtlich, wie viele Menschen über die Jahrzehnte für Gleichberechtigung gekämpft und einige Siege errungen haben. Vor allem wird aber auch klar, dass noch viel zu tun ist.
„Der Tag wird kommen, an dem Wissenschaft über Irrtum, Gerechtigkeit über Ungerechtigkeit und menschliche Liebe über Hass und Unwissenheit sieht.“ – Magnus Hirschfeld
Die Gestaltung des Buches ist wie das Leben: bunt und vielfältig. Das Cover ist ein Eyecatcher und schreit geradezu heraus, worum es geht. Es macht deutlich: Es gibt nichts zu verstecken, denn jede Sexualität darf sichtbar sein, darf wahrgenommen werden. Deswegen dürfen hier auch verschiedene Menschen sprechen; etwa Nicola Adams, die erste LGBTIQ+-Person, die eine olympische Goldmedaille gewann, oder Marsha P. Johnson, die im Stonewall-Aufstand eine wichtige Rolle gespielt hat. Diese und viele andere haben einen wichtigen, zentralen Beitrag dazu geleistet, wie die Situation für LGBTIQ+-Personen heute aussieht.
Auch wenn das Buch nicht vollumfassend ist, so findet man doch viele Informationen, die über die Geschichte der Gleichberechtigung hinausgehen. Ein Glossar gibt einen ersten Überblick über die wichtigsten Begriffe (wenngleich es Lücken gibt), die Fahnen und Symbole der LGBTIQ+-Bewegung werden dargestellt und erklärt, und auch Literatur, Film und Fernsehen und viele andere Bereiche werden mit einbezogen. Dadurch ist es ein interessanter Überblick geworden, der fast nichts vermissen lässt.
Fazit
Dieses Büchlein ist nicht einfach so schnell durchgeblättert – es gibt viel zu entdecken und zu lernen. Man bleibt unweigerlich an den Seiten kleben, weil die Fotos, Zitate und Abbildungen Eyecatcher sind. So interessant kann ein Buch aufbereitet sein!
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