Die Theorie hinter dem Geruchserlebnis
Viele Menschen benutzen täglich Parfüm; andere nur zu besonderen Anlässen; manche haben ihre Lieblingsmarke; andere probieren gerne einmal etwas Neues aus. Doch was vor dem eigenen Geruchserlebnis an Entwicklung, Arbeit und Kenntnissen steht, wissen nur wenige. Das Collectif Nez, ein Fachverlag für Parfümerie, und die französische Parfümexpertin Jeanne Doré haben sich jetzt der Theorie rund um das Thema Duft gewidmet und mit Hilfe zahlreicher Autoren und Autorinnen diese Enzyklopädie des Parfüms geschaffen.
Vom Riechen bis zum Duften
Wer ein Buch über bekannte Düfte verschiedener Hersteller erwartet, wird hier nicht fündig. In dieser über 200 Seiten dicken großformatigen Veröffentlichung geht es um den Herstellungs- und Vertriebsprozess, die Rohstoffe, die Geschichte des Parfüms und natürlich die Grundvoraussetzung für den Genuss – das Riechen an sich.
Sehr detailliert werden wirklich alle Facetten dieses Themas abgehandelt. Man taucht tief in die Welt der Parfümeure und der Hersteller ein. Manches ist dem interessierten Leser vielleicht schon bekannt, aber sehr vieles dürfte neu sein. Gerade bei den Inhaltsstoffen wird es sehr „chemisch“, doch verliert man nie den Faden, weil alle Theorie wunderbar durch Schaubilder und Zeichnungen aufgearbeitet ist. Es gibt im Buch kein einziges Foto, doch die aussagekräftigen Abbildungen machen das allemal wett und unterstreichen den Text bestens.
Das Interesse der Leserschaft ist gefragt
„Parfum“ ist kein Bildband zum genussvollen Durchblättern. Hier wird Wissen in geballter Form verabreicht – und das setzt ein wirkliches Interesse der Leserschaft voraus. Die sehr ausführlichen und theoretischen Texte sind zwar populärwissenschaftlich gehalten, vermitteln aber ein so tief gehendes Wissen, dass man manchmal ganz erstaunt ist, wie komplex nicht nur die Herstellung, sondern auch Vertrieb und Vermarktung eines Duftes sein können. Parfümeure spielen dabei eine ebensolche Rolle, wie die richtigen Inhaltsstoffe, der ansprechende Flakon oder die passende Verpackung – und alles wird genau erklärt.
Daneben kann man auch von den s.g. „Flankern“ erfahren, die Nebenprodukte eines Ausgangsproduktes sind, und natürlich auch etwas ganz Praktisches, wie die ideale Aufbewahrung des Lieblingsduftes oder das korrekte Aufbringen am Körper. Im Anhang sind dazu noch Antworten auf oft gestellte Fragen und Vorurteile, wie z.B. „Ist ein Eau de Parfum besser als ein Eau de Toilette“ oder „Auf meiner Haut entwickeln sich Düfte schlecht“ zu finden.
Daneben werden die wichtigsten Begriffe in einem kurzen Glossar erklärt. Nach der Lektüre dieser umfangreichen Enzyklopädie sieht man den eigenen Vorrat an Duftwässern wahrscheinlich mit anderen Augen und riecht ihn mit anderer Nase, denn bis er uns Verbraucherinnen und Verbrauchern erfreuen kann, hat er schon einen langen Weg zurückgelegt – und den können wir jetzt nachvollziehen und schätzen!
Fazit
„Parfum“ ist geballtes theoretisches Wissen zum Thema Duft. Anschaulich und informativ zugleich werden alle Aspekte rund um „Die Welt der Düfte“ aufgearbeitet. Die Autoren lassen keine Frage unbeantwortet und beantworten selbst jene, auf die man von selbst nicht gekommen wäre. Ein wunderbares Buch für alle, die sich nicht nur an ihrem Lieblingsduft erfreuen wollen, sondern auch an den umfangreichen Grundlagen der Parfümherstellung und Vermarktung interessiert sind.
Jeanne Doré, Collectif Nez, Prestel
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