Ein Lebensraum im Wandel
Oft heißt es, wir wüssten mehr darüber, was auf dem Mond oder Mars passiert, als in unseren Ozeanen. Und das ist auch nicht verwunderlich: So waren bisher mehr Menschen auf dem Mond als am tiefsten Punkt der Meere. Was am meisten schockiert: Sogar hier wurden Plastikpartikel gefunden. Die Hand des Menschen erreicht bereits jeden Winkel unserer Ozeane. Wie fragil dieser unendlich erscheinende Lebensraum ist, vermittelt Uli Kunz mit seinen Bildern.
„In den letzten Jahren konnte ich auf teils abenteuerlichen Reisen sehr viel Zeit unter Wasser verbringen und hatte das Glück, einigen Bewohnern dieses unendlich erscheinenden Reichs sehr nahe zu kommen.“
Uli Kunz ist Forschungstaucher und Fotograf, der für Forschung und Naturschutz die Welt bereist und die nassen Lebensräume der Erde fotografiert. Ob er nun Vorträge hält oder seine Fotos in Büchern ausstellt, stets teilt er seine Faszination für das Wasser und seine Lebewesen.
In Leidenschaft Ozean – Expedition in die Tiefe gibt er einen beeindruckenden Einblick in seine Arbeit, die ihn durch die ganze Welt führt. In 18 Kapiteln stellt er bemerkenswerte Begegnungen vor, etwa die mit jagenden Schwertwalen oder verspielten Kegelrobben. Auch ungewöhnliche Orte, wie ein Höhlensystem in Frankreich, das nur tauchend erkundet werden kann, beeindrucken: Die Enge ist sicher nichts für klaustrophobische Menschen.
Zu Anfang steht aber ein sehr persönliches Kapitel: „Der Beginn des Abenteuers“. Kunz schildert, wie er seine Leidenschaft entdeckt hat, die gar nicht so abenteuerlich klingt, dafür aber gleich Sympathien für ihn weckt. Sein lockerer, manchmal selbstironischer Ton liest sich angenehm – dann wiederum schlägt er aber auch ernste Worte an. Denn mit seiner jahrelangen Erfahrung fallen ihm natürlich auch die Veränderungen auf, denen unsere Meere unterworfen sind, die oft dramatisch und einschneidend eine direkte Bedrohung für uns Menschen darstellen. So vereint er in diesem Buch die Schönheit, die unter Wasser zu finden ist, und die Fragilität, die bereits bei einigen Grad Celsius Temperaturunterschied gewaltig ins Ungleichgewicht gerät.
„Die Erwärmung der Meere zerstört Korallenriffe, die Versauerung hat Einfluss auf wichtige Kleinstlebewesen im Wasser, durch die Überfischung verschwinden die gewaltigen Fischschwärme der offenen See.“
Herzstück ist auf jeden Fall das Bildmaterial, das auf jeder Seite zu sehen ist. Manchmal auf einer Doppelseite, dann wiederum in mehreren kleinen Bildern neben dem Text zu finden, sind die Fotografien stets sorgfältig gewählt und von besonderer Ausdruckskraft. Man merkt, dass Uli Kunz viel Zeit verwendet hat, um die richtigen Bilder auszuwählen. Denn es geht um die Wirkung, die diese hervorrufen und im Betrachter den Wunsch wecken, etwas für den Schutz der Meere zu tun. Faszination wird sich in jedem Fall einstellen: Ob es nun der Tauchgang in den Höhlenstollen ist, das Wasser so kristallklar, das man meinen könnte, man befände sich an der Luft, oder die Begegnung mit anmutigen Buckelwalen im tiefsten, unendlichen Blau – das Abenteuer fließt auf den Betrachter über.
Fazit
Bildgewaltig – anders kann man dieses Buch nicht beschreiben. Vertiefte Informationen eines Sachbuchs sucht man hier vergeblich. Vielmehr ist es ein beeindruckender Erlebnisbericht, kann aber auch als Bildband zur Betrachtung genutzt werden.
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