Legendäre Radtouren in Europa

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Carola Krauße-Reim
8101

Sachbuch-Couch Rezension vonMär 2022

Wissen

Subjektive Erlebnisberichte mit nur wenigen neutralen Zusatzangaben, die teilweise auch nur wenig Informationsgehalt besitzen

Ausstattung

Wunderschöne Aufnahmen der Landschaften und kleine Streckenkarten, aber die Autoren und Autorinnen der Artikel werden nur gesammelt im Impressum genannt

Auf zwei Rädern durch Europa

Fahrradfahren wird immer populärer. Während man früher gerade einmal zum Bäcker geradelt ist oder mit der Familie am Sonntagnachmittag    die nächste Eisdiele mit dem Rad anfuhr, kommt das Fahrrad immer mehr als Sportgerät oder generelles Fortbewegungsmittel in Mode. Da ist es verständlich, wenn die Radler nach Herausforderungen suchen. Eine kleine Zusammenstellung von Radtouren quer durch Europa bietet dieses Buch.

Ganz Europa?

Die Kapitel des Buches sind „Nordeuropa“, „Westeuropa“ und „Osteuropa“. Die Berichte konzentrieren sich dabei auf das weithin bekanntere Radler-Terrain, wie die Alpenländer, Großbritannien, Deutschland, Spanien oder Slowenien. Nur wenige Wege werden neu begangen, wie mit einer Tour in Nordmazedonien oder Polen. Selbst Österreich, das nun wirklich sehr viele Radabenteuer bereithält, ist lediglich mit dem Donauradweg vertreten. Hier hatte ich mir mehr Vielfalt erwartet, gerade im Hinblick auf Osteuropa.

Nur wenige Touren für Gelegenheitsradler

Die Radtouren sind eingeteilt in „leicht“, „schwer“ und „legendär“. Leider sind die meisten in der Abteilung „legendär“ zu finden und die verlangen selbst dem durchtrainierten Fahrer oder der Fahrerin wirklich alles ab – ich spreche aus Erfahrung! Und selbst die als „leicht“ kategorisierten Touren dürften für absolute Gelegenheitsradler eine Herausforderung sein, wie die „Berliner Mauer“-Strecke, die immerhin 160km lang ist oder „So schmeckt Bayern“, was man aber nur erfährt, wenn man 200 km zurücklegt. Doch die Radtouren können vielleicht den noch ein wenig unfitten Radler zu ausgedehnterem Training animieren, damit er dann die Anstiege des Giro d‘Italia meistern, den Alpencross in Frankreich erleben oder „Durch das barocke Sizilien“ radeln kann. Leider sind die Artikel nicht nach Ländern sortiert, sondern gehen geographisch in den Kapiteln wild durcheinander, was dem Radler, der an einem bestimmten Land interessiert ist, das Lesen etwas erschwert.

Erlebnisberichte mit wenig Informationen

Der Inhalt des Buches ist eine Sammlung von einzelnen Artikeln, die aus einem subjektiven Erlebnisbericht des Autors oder der Autorin und nur wenigen neutralen Informationen in einem s.g. „Toolkit“ und einer kleinen Streckenkarte bestehen. Es ist interessant von den Erlebnissen der Autoren zu lesen, doch wer sich dann animiert fühlt, dieselbe Tour zu radeln, erhält nur sehr rudimentäre Informationen, die zudem teilweise fraglich sind. Beim Langstreckenrennen „Der Styrkeprøven“ von Trondheim nach Oslo wird z.B. die Mitnahme von Beleuchtung empfohlen, wenn man die Nacht durchfahren will – ohne die darf man allerdings gar nicht erst an den Start! Jedoch enthalten die „Toolkits“ immer die Angaben zum Start/Ziel und die Entfernung, was ja die entscheidenden Kriterien für eine Auswahl sein dürften.

Die Touren sind sehr unterschiedlich, manche speziell für Moutainbiker andere für Tourenfahrer und wieder andere am besten mit dem Rennrad zu bewältigen. Welche Tour für wen am besten geeignet ist, erfährt man erst während des Lesens oder man hat das berühmte Aha-Erlebnis, wenn man eine findet, die schon in eigener Anstrengung erradelt wurde.

Ergänzend sind jedem Artikel noch kurze Steckbriefe von anderen Touren unter dem Titel „Mehr davon“ angehängt, die den gleichen Grundgedanken haben – wie z.B. „Radmarathons“ oder „einmal quer durchs Land“. Eine wirkliche Freude machen die vielen Fotos, von klein bis seitenfüllend, die wilde Landschaften, lauschige Plätzchen und auch erschöpfte Radfahrer zeigen. Leider hat sich auch hier zumindest einmal ein kleiner Fehler eingeschlichen, denn das Foto auf Seite 37 ist, so meine ich zumindest, nicht nahe Moffat aufgenommen worden, sondern auf der Strecke nach Innerleithen, aber fantastisch ist es trotzdem.

Wer schreibt hier eigentlich?

Die Artikel haben unterschiedliche Autoren und Autorinnen, die allerdings nur im Impressum gesammelt genannt werden. Wer hinter welchem Bericht steht, erfährt man nicht. Allerdings wäre das eine zusätzliche interessante Information, nicht nur weil manche mitgereichten Fotos den Urheber oder die Urheberin zeigen. Wenn ein Halbprofi als Autor auftritt, ist seine Einschätzung bestimmt eine andere als wenn die Strecke von einem Hobbyradler bezwungen wird, denn die Fitness des Autors dürfte ein weiteres Auswahlkriterium für die Leserschaft sein.

Fazit

Ein Buch voller interessanter Erlebnisberichte und schöner Fotos! Allerdings werden nur wenige europäische Länder behandelt und die Tourenauswahl dürfte für untrainierte Radler nur wenig zu bieten haben. Dennoch machen die Artikel Lust auf neue Radelabenteuer oder lassen Erinnerungen an bereits Erlebtes wach werden.

Legendäre Radtouren in Europa

Lonely Planet, Lonely Planet

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