Kumpel und Komplizen

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Julian Hübecker
8101

Sachbuch-Couch Rezension vonNov 2019

Wissen

Anschaulich präsentiert Volker Arzt verschiedene Strategien, die sich im Tierreich entwickelt haben und in der Biologie u.a. unter die Begriffe Symbiose und Mutualismus fallen.

Ausstattung

Passend zum Inhalt finden sich hochwertige Fotos, die zwar aufgrund des dynamischen Schreibstils nicht nötig wären, aber dennoch das Verständnis der manchmal doch komplexen Kooperationen erleichtern.

Neben all den Rivalitäten unter Artgenossen, ihren Kämpfen um Raum und Nahrung und Dominanz können Tiere auch selbstlos, freundschaftlich und hilfsbereit sein.

Selbstlosigkeit im Tierreich – scheinbar ein Widerspruch, wenn man dem berühmten Evolutionsbiologen Charles Darwin Glauben schenken darf. Schließlich handelt sein Werk Die Entstehung der Arten um den täglichen Kampf ums Überleben, darum im evolutionären Wettbewerb nicht zu unterliegen und um jeden Preis Nachkommen in die Welt zu setzen. Wie passt Altruismus da hinein? Ein Paradoxon, das Wissenschaftler Jahrzehnte umgetrieben hat.

„Der Kampf ums Dasein – so Charles Darwin – wird von Konkurrenz und Vorteilnahme befeuert. Egal ob blutig oder nicht, in diesem Kampf ist Egoismus Trumpf.“

Erst Stück für Stück wird offenbart, dass die Natur nicht nur auf Konkurrenz und Auseinandersetzung setzt, sondern auch auf das Prinzip der Gegenseitigkeit: Tust du mir was Gutes, wirst du auch Gutes bekommen. Anschaulich präsentiert Volker Arzt verschiedene Strategien, die sich im Tierreich entwickelt haben und in der Biologie u.a. unter die Begriffe Symbiose und Mutualismus fallen. Einige Wechselbeziehungen, wie der Putzerfisch und seine „Kundschaft“, werden schon bekannt sein. Andere Phänomene werden jedoch überraschen und erstaunen.

„Das Geheimnis der Wespenfühler: Die Antennen des Bienenwolfs tragen weiße Abschnitte. Sie beherbergen Bakterien, die Antibiotika gegen Pilzbefall herstellen.“

So ist die Symbiose zwischen Bakterien und höheren Lebewesen viel mannigfaltiger als bisher angenommen. Sie gehen Partnerschaften mit gegenseitigem Nutzen mit Pflanzen, Insekten, Vögeln, Fischen und auch uns Menschen ein. Ausführlich schreibt Arzt vom Geben und Nehmen sowie von den unausgesprochenen Gesetzen, die solche Verbindungen mit sich bringen. Wie versichern sich die Partner etwa, dass sie vom Komplizen nicht betrogen werden? Die Antwort ist so einfach wie genial…

„Nicht nur bei uns Menschen gibt es Mitgefühl und Hilfsbereitschaft über die Artengrenze hinweg.“

Volker Arzt hat mit Kumpel & Komplizen ein spannendes Werk zusammengestellt über tierisches (und pflanzliches) Zusammenleben, das in seinen Möglichkeiten unbegrenzt zu sein scheint. Passend dazu finden sich hochwertige Fotos, die zwar aufgrund seines dynamischen Schreibstils nicht nötig wären, aber dennoch das Verständnis der manchmal doch komplexen Kooperationen erleichtern.

So schön die einzelnen (teils auch persönlichen) Geschichten sind, so fehlt es dem Buch leider etwas an Struktur. Der Autor kommt von Höcksken auf Stöcksken (wie man am Niederrhein so schön sagt) und lässt einen roten Faden vermissen. Der evolutionäre Sinn von Beziehungen jedweder Art kommt zwar immer wieder durch, ist aber nicht in Einklang mit den zahlreichen Beispielen zu bekommen. Eine klarere Linie wäre wünschenswert gewesen.

Schön sind aber auch die Endkapitel, wo Volker Arzt einmal ein Fazit über unsere egoistischen Beweggründe der (vorsichtig ausgedrückt) fehlenden Zusammenarbeit im Kampf gegen den Klimawandel zieht sowie die Betrachtung von Mitgefühl und Freundschaft im Tierreich – etwas, das lange Zeit als unmöglich erachtet wurde.

Fazit

Ein Buch, das sich mit der positiven Seite des täglichen Kampfes ums Überleben beschäftigt: Partnerschaft, Symbiose und Freundschaft. Trotz fehlender Struktur ein interessantes Werk, das auch neue Fragen zum menschlichen Handeln offenbart.

Kumpel und Komplizen

Volker Arzt, C.Bertelsmann

Kumpel und Komplizen

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