Tragisches und Erstaunliches fesselnd verpackt.
Der Karakorum ist ein Gebirge zwischen China, Pakistan und Indien. Neben dem K2, dem zweithöchsten Berg der Erde, weist es noch 3 weitere Achttausender und 63 Siebentausender auf. Der K2 selbst ist mit seiner wunderschönen Felspyramide das Idealbild eines Berges, gilt aber auch als der schwierigste überhaupt. Unzählige Expeditionen zum K2 hat es gegeben, nicht alle waren erfolgreich. Lange dauerte es, bis der als unbezwingbar Geltende doch erstbestiegen wurde. Und mancher Bergsteiger bezahlte den Wunsch, ganz oben zu stehen, mit seinem Leben oder seiner Gesundheit. Hans Kammerlander und Walther Lücker erzählen von ihnen, von den „Triumphe[n], Tragödien und Kontroversen“ am und um den K2.
Kammerlander und Lücker
Wer sich für das Thema Bergsteigen begeistert, kennt den Namen Hans Kammerlander. Der 1956 geborene Südtiroler ist einer der besten Extrembergsteiger seiner Zeit. Er erklomm die höchsten Berge der Welt, hielt lange den Rekord für die schnellste Everest-Besteigung und fuhr als erster die bezwungenen Berge mit den Skiern hinab – auch den Everest. Doch auch wer Kammerlander bis jetzt nicht kannte, lernt ihn jetzt kennen, denn Lücker stellt ihn, sein Leben und seine bergsteigerische Laufbahn vor. Walther Lücker, Jahrgang 1957, selbst ist Journalist und Autor. Er begleitete Kammerlander auf einigen Expeditionen und schrieb bereits mehrere Bücher mit ihm.
Der K2
Der zweithöchste Berg der Erde muss immer noch mit dem recht technisch klingenden Namen „K2“ auskommen - er ist der zweite Berg des Karakorums von Westen aus gesehen. Schon sein Name zeigt, dass Vermessung und Kartografieren eine große Rolle spielen, wenn man sich diesem Berg nähern will. Und das tun Kammerlander und Lücker.
Lücker gibt die ganze Historie zum Berg wieder und Kammerlander kommentiert diese in kleinen, blau unterlegten, Essays. Die ausführlichen Kapitel erzählen von den ersten Landvermessern bis zur heutigen kommerziellen Vermarktung der Gipfelbesteigung. Mit vielen Details und sehr interessanten Einsichten in die Geschichte des K2 können die beiden Autoren begeistern. Aber man sollte schon ein ausgeprägtes Interesse am Thema mitbringen, denn es wird wirklich jede Expedition, jeder Versuch und jeder Teilnehmer genannt.
Wer aber am Bergsteigen interessiert ist, findet hier die ganze Tragik, wie man sie vom Höhenbergsteigen kennt: erfolgreiche Gipfelgänge, weniger erfolgreiche, furchtbare Todesfälle und fragwürdiges Verhalten mancher Bergsteiger. Lücker bleibt aber immer neutral, ohne Schuldzuweisungen und auch Kammerlander, selbst teilweise in das Geschehen involviert, versucht gerecht zu urteilen. Doch auch sie können ihre Kritik am kommerziell betriebenen Bergsteigen an den höchsten Bergen der Erde nicht zurückhalten. Und auch die zunehmende Rücksichtslosigkeit gegenüber anderen und der Natur, die mit dieser Art einen Berg zu besteigen einhergeht, wird thematisiert. Ebenso die fragwürdigen Wettläufe, die sich im Laufe der Zeit zugetragen haben: Der erste Mensch, der alle Achttausender bezwingt; die erste Frau, die das schafft; der erste ohne Sauerstoff … Sie alle haben nicht nur das Gute im Menschen zum Vorschein gebracht.
Die Ausstattung des Buches könnte besser sein
Jedes einzelne Kapitel ist packend und das Erzählte unglaublich. Was Menschen auf sich nehmen, um auf einem Gipfel stehen zu dürfen, ist unfassbar. Den Schilderungen Lückers und den Kommentaren Kammerlanders zu folgen, ist so spannend wie ein Krimi. Dennoch habe ich einiges vermisst. Da wäre als Erstes eine Karte, die das Karakorum und den K2 genau verortet. Zwar wird in der Vorder- und Rückseite des Buches eine gezeigt, doch die ist wenig aussagekräftig. Außerdem hätte ich mir eine Zeitleiste oder eine tabellarische Auflistung der Expeditionen gewünscht, denn nicht immer ist es einfach den Überblick zu behalten. Geärgert haben mich einige inhaltliche Fehler, wie z.B. die Behauptung im Oman und Patagonien gäbe es Sechstausender – dem ist mitnichten so.
Dennoch ist das Buch gelungen, denn es zeigt einmal mehr, wie weit Menschen über sich hinauswachsen können, welche Strapazen sie für ihren Traum in Kauf nehmen, aber auch, welche negativen Seiten unter diesen extremen Bedingungen zum Vorschein kommen können.
Fazit
Ein Buch, das vor allem Bergbegeisterte anspricht. Spannend und detailreich erzählen Walther Lücker und Hans Kammerlander die Geschichte des K2. Die ist so packend, wie ein Thriller und so tragisch, wie manches Drama – und beide Autoren schaffen es, dies hervorragend zu vermitteln.
Walther Lücker, Hans Kammerlander, Benevento
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