Der etwas andere Reiseführer
Nach „How to kill yourself abroad“ hat Markus Lesweng mit „How to kill yourself daheim“ nachgelegt. In gewohnt schwarzhumoriger Art zeigt er, dass auch in heimischen Gefilden so manche Gefahren hinter der Postkartenidylle lauern können. Schon das Titelbild lässt vermuten, dass da selbst sommergrüne Almweiden keine Ausnahme bilden.
Nicht immer ganz ernst gemeinte Ziele
Nach weit entfernten Ländern widmet sich Lesweng diesmal Orten in Deutschland, der Schweiz und in Österreich. Eine Karte des jeweiligen Landes mit Verortung der Suchbegriffe vereinfacht die Orientierung. Die Beurteilung der Reisetipps erfolgt im Einzelnen nach Spannung, Gefahr und Familienfreundlichkeit. Während es Orte gibt, die vordergründig durchaus als Touristenziele herhalten und nur bei genauerem Hinsehen auch Gefahren bergen, gibt es andere Stichworte, die wohl nur dafür dienen, den angeblichen Humor-Faktor des Buches zu steigern. Ansonsten kann ich mir z.B. „Feinstaub“ „Clankriminalität“, „LKW-Unfall“, „Kampfhundebiss“ und „Alter“ nicht erklären. Gut, dass es da noch die erwähnten Gefahren-Verstecke in den gewohnten Urlaubszielen gibt. Der Spuk im Gotthard-Sanatorium hat mich da genauso neugierig gemacht wie die Phosphor-Funde an den Stränden von Usedom.
Manchmal geht der Humor nach hinten los
Was wohl als schwarzer Humor und entspannter Schreibstil verstanden werden soll, ist manchmal in die Tiefen der Niveaulosigkeit abgesunken und schmälert damit das Lesevergnügen für jeden, der sich nicht gewohnheitsmäßig in den Niederungen der deutschen Sprache aufhält, enorm. Ein lockerer Stil hat mit Begriffen, wie „Fresse“ oder „geil“ nichts zu tun, wenn auch letzteres Adjektiv schon zum Umgangston für viele gehört. Aber noch bedauernswerter als die verbalen Entgleisungen fand ich den wiederholten verkrampften Versuch, witzig zu sein, was eigentlich nur makaber bis abstoßend war. Das hat mit schwarzem Humor nicht mehr viel zu tun. „Wer selbst nicht nass werden möchte, kann aus dem gemütlichen Strandkorb anderen beim Ertrinken zusehen“ oder „Nur das Geräusch brechender Knochen und reißender Gliedmaßen durchschneidet die winterliche Stille“ sind Beispiele, die mir zu extrem waren und die ich mir etwas weniger platt-provokant gewünscht hätte.
Fazit:
Mit Einschränkungen kann man „How to kill yourself daheim“ durchaus als alternativen Reiseführer bezeichnen. Die wirklich durchgängig schönen Bilder sind ein besonderes Plus, die meist gut gelungenen Informationen auch. Abzüge gibt es von mir wegen der manchmal entgleisten Sprache und den unangemessenen Kommentaren. Auch die teilweise irrelevanten und ganz offensichtlich nur der Provokation oder der Demonstration, wie lässig die Lektüre gemeint ist, dienenden Stichworten, schmälern den Wert und können, wenn man sie nicht beiseitelässt, den Spaß an dem ganzen Buch verderben. Wer aber schon den Reiseführer zu den Gefahren in der großen weiten Welt gut fand, wird mit „How to kill yourself daheim“ einen würdigen Nachfolger finden und dann auch wissen, wie er sich vor der heimischen Haustür in Gefahr begeben kann.
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