Umfassende Informationen über ein spannendes Thema
Viele Tiere reisen – mal kürzere, mal unvorstellbar lange Distanzen, und auch, wenn die Gründe nicht immer offensichtlich sind, haben sie doch einen Zweck. Ob zu Wasser, in der Luft oder an Land: die Reise zu einem entfernten Ziel bietet neue Ressourcen und Möglichkeiten – wenn diese auch zeitlich begrenzt sind. Welche Kräfte jene Tiere lenken, was sie am Zielort erwartet und welche Gefahren sie überwinden müssen, wird in diesem Buch fachgerecht erklärt.
„Man reist also, weil die Vorteile, die sich aus der Ankunft am Zielort ergeben, den Aufwand rechtfertigen: Man könnte sagen, dass die Wandertiere den wahrscheinlichen Tod in Kauf nehmen, um dem sicheren Tod zu entgehen.“
„Die erstaunlichen Wanderungen der Tiere“, so heißt es im Untertitel des Buches, und einige Wanderungen sind wahrlich beeindruckend. Die Rekordhalterin unter den Vögeln ist die Küstenseeschwalbe: Bis zu 96.000 km legt sie zwischen ihren Brutgebieten in der Arktis bis zu den Überwinterungsgebieten in der Antarktis zurück. Wie schafft das ein nur 100 Gramm schwerer Vogel? Auch viele unserer Singvögel, die nur ein Zehntel wiegen, legen alljährlich weite Strecken zurück, um in Afrika zu überwintern. Dabei müssen sie eine gefährliche Barriere überwinden: das Mittelmeer. Gefährliche Winde, Erschöpfung und Greifvögel sind nur einige der Gefahren, denen sie sich stellen müssen.
Es ist das Wort „erstaunlich“, das man mit jeder gelesenen Seite empfindet. Selbst fragil wirkende Schmetterlinge und Libellen reisen von einem Kontinent zum anderen und überwinden teilweise sogar Ozeane. Die Wanderlibelle nimmt den kräftezehrenden Flug vom Indischen Subkontinent nach Afrika auf; dank ihr können die ebenfalls wandernden Amurfalken den gleichen anstrengenden Weg bewältigen, indem sie sich während der Reise von den sechsbeinigen Luftakrobaten ernähren. Diese und weitere faszinierende Zusammenhänge vermitteln ein schlüssiges Bild über eine Wissenschaft, die komplex ist und immer wieder Rätsel aufstellt.
Hervorragend recherchiert
Noch immer werden Jahr für Jahr neue Erkenntnisse über wandernde Tiere gewonnen. Es verhilft uns nicht nur zu einem Grundverständnis darüber, was Tiere antreibt, sondern auch zu fundamentalem Wissen, das im Naturschutz zum Einsatz kommt. Wirksame Strategien gestalten sich schwierig, da diese über Landes- und oftmals Kontinentalgrenzen hinweg beschlossen werden müssen. Warum dies so wichtig ist, zeigt sich etwa an vielen Speisefischen, die jährliche Wanderungen unternehmen um zu laichen. Gerät dieser Takt aus dem Ruder, sind nicht nur Arten gefährdet, sondern Existenzen weltweit, die auf den Fischfang angewiesen sind.
Die Wissenschaftsjournalistin Francesca Buoninconti erklärt diese Zusammenhänge plausibel und nachvollziehbar. Dazu baut sie auf viele Publikationen auf, die angenehmerweise nicht in einem Literaturverzeichnis aufgezählt, sondern mittels Fußnoten direkt am jeweiligen Seitenende genannt werden. So hat man bei Interesse die Quelle direkt im Blick und kann selbst weiterrecherchieren, ohne diese mühsam im Verzeichnis suchen zu müssen. In drei Kapiteln, die Wanderungen zu Wasser, in der Luft und an Land vorstellen, werden somit fundierte Fakten vermittelt.
Leider wirkt das gesamte Buch sehr sperrig und nicht einfach zu lesen. Zwar vermag die Autorin wissenschaftliche Strenge und lockere „Füllinformationen“ zu vereinen, doch wirkt das Geschriebene sehr gezwungen. Immer wieder kommen einem Formulierungen unter, über die man stolpert, oder Sätze wirken nicht zu Ende gedacht. Hier muss man sich doch sehr konzentrieren, um die Informationen zu verarbeiten.
Fazit
Zwar bietet Grenzenlos viele gut recherchierte und interessante Beispiele, doch werden sie sprachlich nicht einwandfrei transportiert. Wer es in erster Linie aber auf die Wissenschaftlichkeit absieht, der findet in diesem Buch viele Informationen und neue Erkenntnisse.
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