Glitzern im Grün
- HarperCollins
- Erschienen: August 2022
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Über zarte, fliegende Juwelen
Keine andere Vogelfamilie bringt so vielfältige und bunte Arten hervor wie die der Kolibris. Bis heute faszinieren diese kleinen, zarten Vögel die Menschen. Manche waren gar so besessen von ihnen, dass sie sie sammelten und ausstellten. Wie sich die Begeisterung für die Kolibris entwickelt hat, berichtet Jon Dunn und bereichert zusätzlich mit seinen Fotografien.
„Mein erster Kolibri. Unsere Begegnung dauerte kaum eine Minute, doch der Adrenalinkick war berauschend.“
Mit über 300 Arten gehören die Kolibris zu den diversesten Vogelfamilien – und jährlich werden neue Arten entdeckt. Dabei sind sie nur auf dem amerikanischen Doppelkontinent beheimatet, konnten aber durch ihre Lebensweise unterschiedliche enge ökologische Nischen besetzen und so eine Formenvielfalt hervorbringen, die Menschen weltweit fasziniert. Die Entdecker- und Forscherlust der Europäer in den letzten Jahrhunderten führte dann zu einer Sammelwut, die natürlich auch die Kolibris betraf: So manche der zarten Vögel wurden gefangen und wie Blumen zwischen Buchseiten gepresst, um ihre schillernden Farben zu erhalten; oder es wurde sich die Mühe gemacht, sie auszustopfen und sie mit anderen Individuen kunstvoll auszustellen.
Dabei gleicht die Suche nach so mancher Art der nach der Nadel im Heuhaufen: Viele leben nur in einem eng begrenzten Bereich, etwa in einem Tal, einem Gebirgszug, auf einer kleinen Insel oder einfach nur in einem Waldareal, wo eine einzige Blume ihre Nahrungsquelle darstellt. Diese Fragilität macht sie angreifbar für äußere Einflüsse, weshalb Kolibris als wichtige Zeigerarten gelten, wenn es um die Erforschung des Klimawandels geht. Denn so schutzlos Kolibris wirken, einige nehmen enorme Anstrengungen auf sich und reisen – wie etwa die Rotrücken-Zimtelfe – tausende Kilometer von Alaska bis nach Mittelamerika. Die wärmeren Temperaturen der letzten Jahre erlaubten es ihnen aber nicht mehr so weit in den Süden zu fliegen; welche Probleme sich für diesen kleinen Vogel ergeben, muss noch intensiv erforscht werden.
„Nach nur wenigen Augenblicken wurde mir klar, dass die Vitrine im Naturhistorischen Museum (…) nicht mehr enthielt als verstaubte, verblichene, leblose Schatten, die nicht mit echten Kolibris zu tun hatten.“
Jon Dunn hat seine Begeisterung für diese Vögel zu dem Buch geführt – und zu einer Reise zu Kolibrifreunden und -kennern. Da er selbst Fotograf ist, hat er wunderschöne Fotos beigesteuert, die im Innenteil zu finden sind und eine Ahnung von der Vielfalt der Kolibris hinterlassen. Darüber hinaus ist das Buch aber eine (historische) Reise zu wichtigen Stationen für gewisse Kolibriarten und zu Kolibrifans, die an ihnen forschen und/oder sich an ihnen erfreuen.
Beschrieben wird das Buch als „eine schillernde Ode an die kleinsten Vögel der Welt“, und auch wenn sich diese Beschreibung lyrisch anhört, so reicht es nicht, um diese Begeisterung zu übertragen. Vielleicht ist der Autor weniger ein Erzähler als ein Reiseberichterstatter, denn die Orte, die er besucht, werden einladender beschrieben als die Kolibris selbst. Auch bekommt man Informationen darüber, wie mannigfaltig die Kolibris sind, dafür fehlt es aber an eben dieser Vielfalt im Buch. Es ist keinesfalls schlecht geschrieben, aber man wünscht sich doch noch mehr über Kolibris zu lesen als etwa bloß über die Gefahr durch Bären, wenn sie in Alaska nach besagter Rotrücken-Zimtelfe suchen.
Fazit
Für eine Ode ist dieses Buch nicht verträumt genug und für ein „Kolibribuch“ erfährt man zu wenig über den titelgebenden Vogel. Ansonsten liest es sich aber flüssig und an manchen Stellen auch informativ.
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