Nur die Fakten zählen.
Wenn ein Mensch verstirbt und ein Erbe zu verteilen ist, sind im Testament eindeutige Angaben des Erblassers zu finden – wenn es denn eines gibt. Existiert kein Testament, müssen Erben gesucht und gefunden werden oder der Nachlass geht an den Staat. Für die Erbenermittlung kommen nicht selten Genealogen zum Einsatz, wie die von der Historikerkanzlei in Wien.
Ein Traum wird wahr
Nicolas Forster interessierte sich schon als Kind für seine Familiengeschichte - die im Übrigen wirklich viel zu bieten hat. Da war es fast schon ganz natürlich, dass er sich für ein Studium der Geschichts-Politik- und der Rechtswissenschaft entschied. Seit 2004 arbeitet er in der Historikerkanzlei mit Hauptsitz in Wien und Dependancen in mehreren europäischen Ländern. Forster erklärt, dass die Erbenermittlung zwischen extrem spannend und enervierend schleppend verlaufen kann und auf Provisionsbasis bezahlt wird.
Das bedeutet, alle Arbeit kann im wahrsten Sinne des Wortes umsonst gewesen sein, wenn keine Erben auffindbar sein sollten oder eine andere Kanzlei das Rennen um die Unterschrift auf dem Vertrag gewinnt. Doch ist mit dem Erben nicht nur für Nicolas Forster ein Berufstraum wahr geworden, er konnte auch schon das Leben von etlichen Nachlassempfängern traumhaft werden lassen – und das nicht nur im Hinblick auf unverhofften Geldsegen.
Einmal um die Welt
Die Suche nach potentiellen Erben ist nach Staaten sortiert. Aufgrund von diversen Niederlassungen in Europa und der Vernetzung weltweit, ist die Historikerkanzlei schon vielerorts tätig gewesen. Von Fällen in Argentinien, diversen europäischen Ländern, Australien, Kanada und den USA wird berichtet. Forster hat jedem dieser Fälle einen mehr oder weniger kurzen Artikel gewidmet. Alle zeigen die Probleme seines Berufes und die Hürden, die Staaten und manchmal sogar die Erben ihm auferlegen. Nicht immer geht ein Fall befriedigend aus, wobei der Misserfolg ganz unterschiedliche Gründe haben kann. Genauso kann der Erfolg aus mehr als dem Auszahlen des Erbes bestehen, wenn sich z.B. Familien wieder annähern oder sich sogar erst durch den Erbfall kennenlernen.
Immer steht hinter einem Nachlass auch ein Mensch
Auch wenn es vorrangig um die rechtmäßige Überlassung eines Erbes geht, darf man nicht vergessen, dass es dieses nur gibt, weil ein Mensch verstorben ist. Wenn es dann noch der Historikerkanzlei bedarf, um Erben zu finden, ist eigentlich klar, dass die Familiengeschichte des Erblassers nicht ganz einfach gewesen sein dürfte. Und so erzählt Forster auch von ganz unterschiedlichen Schicksalen, von Menschen, die zu unterschiedlichen Zeiten Unglaubliches erlebt haben und die nicht selten ihre Familie, warum auch immer, aus den Augen verloren.
Diese manchmal tragischen Lebenswege berühren und auch ihr historischer Hintergrund ist interessant. Forster und seine Kollegen müssen oft weit in die Vergangenheit zurückgehen, um Familienangehörige auszumachen. Dabei graben sie auch in der Geschichte Europas und vermitteln neben der spannenden Erbensuche auch jede Menge historisches Wissen.
Fakten gehen vor Emotionen
Die Suche nach Erben ist verbunden mit Recherchen in diversen Archiven, auf Ämtern, in Dateien, Kirchenregistern und Sterbe-, Auswanderer- und sonstigen Listen. Und natürlich hilft das Internet nicht selten die Spur zu einem Erben aufzunehmen.
Das alles ist oft trockene und teilweise auch langjährige Arbeit. Davon bekommt man in den einzelnen Artikeln auch jede Menge mit. Das ist spannend, doch die zwangsläufig auch emotionale Komponente kommt meist gar nicht vor. Nur durch kleine Anmerkungen oder wenige Worte, erlaubt sich der Autor einen mitfühlenden Blick auf die Schicksale, die er erzählt. Das ist zum einen verständlich, macht die Lektüre allerdings auch etwas eintönig, denn die wiederholte Suche in Archiven und Listen ist auch für die Leserschaft eher ein notwendiges Übel, um etwas über die Erblasser und ihre Familien zu erfahren.
Fazit
Ein sehr interessantes Buch über ein Berufsfeld, das wohl nur den Wenigsten geläufig sein dürfte. Spannend aber etwas emotionslos lernt man sowohl die Probleme bei der Erbenermittlung kennen, als auch die historischen Hintergründe der einzelnen Schicksale. Und „Erben gesucht!“ kann noch einen weiteren Nebeneffekt haben – man denkt über die eigene Sterblichkeit und damit auch über die Notwendigkeit eines eigenen Testamentes nach.

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