Eine (sehr) kurze Geschichte des Lebens
- Hoffmann und Campe
- Erschienen: Oktober 2021
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Das Leben in all seinen Stationen
Seit 4,6 Milliarden Jahren treibt die Evolution unermüdlich das Leben voran. Wesen von abenteuerlichster Form erschienen auf der Erde und verschwanden wieder, gewaltige Echsen ebenso wie auch katzengroße Pferde. Die Evolution kennt nur eine Richtung – und die endet unweigerlich mit dem Aussterben. Es liest sich wie ein Kuriositätenkabinett, wer alles schon die Bühne betreten durfte. Denn eines ist sicher: Wer einmal einen Blick hineingeworfen hat, der kommt aus dem Staunen nicht mehr raus!
„Der menschliche Gang ist eines der großen unterschätzten Wunder der modernen Welt. (…) Doch niemandem ist es bislang gelungen, einen Roboter zu entwickeln, der die natürliche Anmut und Athletik eines ganz normalen Menschen beim Gehen imitieren kann.“
Das Leben auf der Erde begann ungemütlich: Der junge Planet tobte viele Millionen Jahre, sodass die Entstehung des Lebens erst nicht möglich war. Doch sobald er sich beruhigte und die Ozeane als frühe Brutstätte in Frage kamen, taten sich die ersten Zellen hervor, bereit, von der Evolution geformt und weiterentwickelt zu werden. Seitdem entstanden Mehrzeller und bereiteten so eine Fülle an Möglichkeiten vor, die schließlich zu uns Menschen führten.
Doch wer denkt, nun ist Endstation, dem muss klar werden: Jede Art, die wir kennen (inklusive Homo sapiens), wird eines Tages aussterben. Sich das bewusst zu machen, ist ein schwerer Akt, weil er viele Fragen in Aussicht stellt, über die man nicht nachdenken möchte. Vielleich ist es sinnvoll, einmal vom selbstgebauten Thron herunterzukommen, und die Tatsachen zu spüren. Denn Henry Gee stellt ganz klar: Die Evolution macht vor keiner Spezies Halt.
Kurz bedeutet noch lange nicht gut!
Dass das Leben seit nunmehr 4,6 Milliarden Jahren ständigen Neuerungen und Veränderungen unterworfen ist, macht eine drastische Kürzung seiner Geschichte nötig. Gerade eine knackige Zusammenfassung sollte eigentlich einen Spannungsbogen schaffen – ja, auch in einem Sachbuch ist das möglich –, der nach Beenden ein Staunen zurücklässt. Und obwohl Henry Gee, Paläontologe und Evolutionsbiologe, die wichtigsten Stationen nebst Katastrophen behandelt, ist das Buch im Endeffekt einfach nicht spannend.
Die Schwierigkeit ist schlicht und einfach das Verständnis. In der Geschichte des Lebens hat man als Wissenschaftler das Glück, dass Lebewesen aufeinander aufbauen, da sie sich aus anderen Lebewesen entwickeln; das heißt, Baupläne haben einen gemeinsamen Ursprung und lassen immer auch Elemente und Strukturen der Vorgänger erkennen.
Dementsprechend ist es unerlässlich, die vielen Tier- und Pflanzengattungen zu nennen, um den konstanten Weg des Lebens zu dem, was heute ist, zu verfolgen. Das tut auch Henry Gee, doch was darüber hinaus das Problem ist: Die vielen, vielen wissenschaftlichen Namen lesen sich sehr anonym. Auch wenn der Autor versucht, diese morphologisch zu beschreiben, so bleibt doch ein großes Fragezeichen. Bilder hätten dem Abhilfe verschaffen können – warum wurde dies nicht genutzt? Die Geschichte des Lebens bietet so viele Wunder, die man gesehen haben muss. Material dazu gibt es mit Sicherheit genug.
Fazit
Tatsächlich hat sich Henry Gee dafür entschieden, die Geschichte des Lebens sehr kurz zu halten. Eigentlich ein kluger Schachzug, der aber nicht aufgeht, da der Informationsgehalt nicht übersichtlich genug ist, um in Staunen zu versetzen.
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