Die Weisheit der Eulen

Mit weit über 200 Arten stellen die beiden Familien der Eulen eine artenreiche Gruppe der Vögel dar, die schon immer aufgrund ihrer geheimen Lebensweise fasziniert haben. Unzählige Attribute, von Weisheit über Unglück bis hin zum Tod, werden und wurden mit ihnen in Verbindung gebracht. Ihre Art zu hören und zu sehen, setzte neue wissenschaftliche Standards, diese zu erforschen. Zudem werden noch heute neue Arten entdeckt, viele weitere werden noch in den Regenwäldern Südamerikas, Afrikas und Asiens vermutet. Jennifer Ackerman widmet diesem faszinierenden Vogel ein spannendes Denkmal.

„Weil sie so wunderschön an ihre Welt angepasst sind, so still, unsichtbar und geheimnisvoll nicht nur in ihrer Färbung, sondern auch im Geräusch (…).“

Vermutlich können nur wenige je behaupten, eine lebendige Eule in freier Natur beobachtet zu haben. Ich selbst hatte mal das Vergnügen, einen Steinkauz aus weiter Ferne durch ein Fernglas betrachten zu dürfen. Noch erhabener war der Anblick eines Uhus in der Abenddämmerung auf dem Mast einer Brücke umrahmt von Weinbergen. Die schiere Größe des Vogels, während er vermutlich nach Beute Ausschau hielt, fasziniert mich bis heute. Da kann man schon verstehen, warum man sein ganzes Leben für die Erforschung dieser Tiere hergibt, wie es einige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler tun, die hier im Buch genannt werden. Jennifer Ackerman, Autorin von „Die geheime Welt der Vögel“ und „Die Genies der Lüfte“, gibt den Fachleuten eine Stimme und fasst Neues sowie alte Erkenntnisse zusammen. Dabei geht sie auch auf die Vielfalt der Eulen ein und stellt bekannte wie auch unbekannte Arten vor.

Unterteilt ist das Buch in Kapiteln, die sich unter anderem um die Anpassung, Kommunikation, das Zugverhalten oder die Verbindung zum Menschen drehen. Spannende Studien werden offenbart, etwa das Rufverhalten des Virginia-Uhus und wie es im Zusammenhang mit dem Verhalten dieser Art steht. Witzig ist hier die Anekdote, dass Eulen regelrecht ekelhaft am Anfang eines Kennenlernens sein können. Bloem, eine Verhaltensforscherin, wollte an einem zahmen Uhu forschen, der akzeptierte sie jedoch erst, als sie sich vor der Eule verbeugte. Eine andere Anekdote erzählt von einem wilden Sägekauz, eine gerade mal 20 cm große Art aus Nordamerika. Ein männlicher Vertreter pfiff in seinem Revier und verstummte, als ein Forscher den Ruf eines Virginia-Uhus nachahmte. Der Mann dachte, nun ist der Kauz eingeschüchtert, doch wenig später schoss das kleine Tier mutig auf den vermeintlichen Feind zu und griff ihn an.

Solche und weitere Geschichten sind das Herz des Buches und vermitteln geradezu nebenbei Spannendes über die Welt der Eulen. Trotzdem habe ich wieder einmal ein kleines Problem mit dem Buch, wie ich es auch schon in „Die geheime Welt der Vögel“ hatte: Es kommt nicht auf den Punkt. Auch die Unterteilung in Kapiteln täuscht nicht darüber hinweg, dass die Autorin vom „Höcksken aufs Stöcksken“ kommt, wie man so schön im Ruhrpott sagt. Sprich: Sie kommt nicht ganz aufs Thema. Dadurch ergibt sich eine Mischung aus Anekdotenerzählung und wissenschaftlicher Abhandlung, der es aber wiederum an Inhalt fehlt. Für mich als interessierter Sachbuchleser fehlt die Wissenschaftlichkeit: etwa, dass Eule eben nicht gleich Eule ist: die Familien der Echten Eulen und der Schleiereulen trennen viele Millionen Jahre Evolution voneinander.

Daher kann ich für dieses, ansonsten gut geschriebene Buch, keine volle Punktzahl geben. Ich möchte aber betonen, dass die Autorin eine faszinierende Vogelgruppe spannend aufgearbeitet und viele Erkenntnisse und Forschungsergebnisse zusammengetragen hat. Man wünscht sich glatt mehr solcher Porträts, die mit Vorurteilen aufräumen und den Wert der Natur im Einzelnen vermitteln.

Fazit

Eulen gehören sicher zu den geheimnisvollsten Tieren und noch immer halten sie einige Geheimnisse zurück.