Mitreißend und unterhaltsam
Viele verschiedene Lebensräume sorgen für ein buntes Mosaik an unterschiedlichen Tier- und Pflanzenarten, die sich an die jeweiligen Umweltfaktoren angepasst haben. Wie einzigartig und unersetzbar sie sind, erzählt David Attenborough auf unvergleichliche und spannende Art.
„Die Antarktis beherbergt 90 Prozent des Welteises und 70 Prozent der gesamten Süßwasserreserven. Sollte das Eis schmelzen, würde der Meeresspiegel auf der ganzen Welt um 55 Meter ansteigen.“
Der Planet ist lebendig! Egal wohin man schaut, man wird Leben finden – selbst in den entlegensten Polargebieten, in den tiefsten Meeren und an aktiven Vulkanen. Das Leben findet immer einen Weg, sich zu entfalten und das Bestmögliche herauszuholen. David Attenborough hat Zeit seines Lebens unterschiedliche Winkel der Erde erforscht und erkundet. Zahlreiche Filme und Serien sind daraus entstanden, und kaum ein anderer hat die breite Masse mehr für den Schutz der Natur begeistern können. Dieses Buch ist das Ergebnis all der Abenteuer und basiert auf einigen BBC-Filmen rund um unseren lebendigen Planeten Erde.
In insgesamt 12 Kapiteln werden verschiedene Lebensräume vorgestellt: von gefährlichen Vulkanen über tiefste Regenwälder bis hin zu offenen Ozeanen. Dabei liest sich das Buch sehr geschmeidig und naturverbunden. Fast hat man die Stimme des Autors im Ohr, der für seine ruhige Art, die Natur zu beschreiben, bekannt ist. Man wandert durch die weiten Savannen Afrikas, taucht mit den Kaiserpinguinen nach Fischen und sucht mit dem Nebeltrinker-Käfer nach wertvollen Wassertropfen. Viele Anekdoten, aber auch einmalige Phänomene, machen das Werk komplett und lassen einen staunend zurück.
Zur Vervollständigung gibt es zudem insgesamt 111 Farbfotos von Tieren, Pflanzen und Naturerscheinungen, die in den Kapiteln zuvor ausführlich beschrieben wurden. Die Aufnahmen sind mitunter sehr mitreißend: etwa ein rötlicher Blitz mitten in den Vulkanwolken eines ausbrechenden Vulkans oder ein Polarfuchs, der mit seiner Lemming-Beute spielt. Dadurch sind die Fotos mindestens genauso erzählend wie der Text selbst.
Eine lohnenswerte Anschaffung mit einem „Aber“
So faszinierend die Beschreibungen auch sind und die Fotos die Leserschaft begeistern werden, so stimmt doch nicht alles an dem Buch. Zum einen fallen doch die vielen Flüchtigkeits- und hin und wieder auch Grammatikfehler im Text auf. Auch geht manch eine Sinnhaftigkeit durch die Übersetzung verloren. Die wörtliche Übersetzung aus dem Englischen ins Deutsche stimmt oft nicht in der Bedeutung überein und kann so etwa zu fehlerhaften Tiernamen führen, die bei nähergehender Überprüfung hätten vermieden werden können.
Was aber am gravierendsten aufgefallen ist, sind fehlende Nennungen von spezifischen Tier- und Pflanzenarten. Oft wird nur von einer „Eidechsen-Art“ oder einem „Wels in den Anden“ gesprochen, die irgendeine Besonderheit haben, ohne aber zu nennen, um welche Art es sich nun genau handelt. Das ist sehr schade, weil dadurch der Fokus auf die entsprechende Spezies verlorengeht. Eine wissenschaftliche Bezeichnung, wie es in solchen Büchern üblich ist, hätte das um einiges erleichtert.
Schade ist auch, dass der Untertitel des Buches nicht so richtig durchkommt: „Wie alles mit allem vernetzt ist“. Klarheit hat man darüber nach Beenden des Buches nicht – dabei hätte nicht viel gefehlt, um das besser zu verdeutlichen.
Fazit
„Der lebendige Planet“ ist kein wissenschaftliches Buch und das soll es wohl auch nicht sein – aber dennoch fehlten mir die Angabe von Quellen, korrekte Tierbezeichnungen und sinnvolle Verknüpfungen. In populärwissenschaftlicher Hinsicht ist Der lebendige Planet jedoch mitreißend und die Fotos sind ebenso faszinierend wie einzigartig.
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