Bäume sind keine starren, langweiligen Wesen
Peter Wohllebens „Das geheime Leben der Bäume“ ist zum Starttermin des Kinofilms im neuen Gewand erschienen. In kurzen, aber nicht minder spannenden Kapiteln vermittelt uns der Förster und Autor die Faszination der Bäume. Dabei spricht er von fühlenden Lebewesen, die Freundschaften und Partnerschaften eingehen, sich um ihre Kinder sorgen und miteinander kommunizieren.
Bäume neu definiert: Ein spannender Einblick in aktuelle Erkenntnisse
Nicht nur Menschen und viele andere Tiere gehen Freundschaften ein: Auch Bäume stehe in Verbindung zueinander, unterstützen sich gar, während andere nicht beachtet werden. Über die Wurzeln tauschen sie Zuckerlösungen und andere Nährstoffe aus. Auf diese Art bilden sie ganze Waldgemeinschaften, sodass man sogar von Superorganismen sprechen mag.
Der Gedanke macht Sinn: Nur wenn der Wald gesund ist, geht es auch seinen Bewohnern gut. Warum also nicht zusammen für ein stabiles Ökosystem sorgen – Bäume machen es vor, wie Kooperation funktioniert. Damit dies reibungslos klappt, müssen die Bäume auch Informationen austauschen können. Im Kapitel „Die Sprache der Bäume“ vermittelt Wohlleben die Strategie der stillen Riesen: Werden sie von Pflanzenfressern wie Rehen oder Hirschen angeknabbert, warnen sie über Duftbotschaften ihre Nachbarn vor den gefräßigen Tieren. Diese können nun Giftstoffe produzieren und einlagern und ihnen so den Appetit verderben.
Dies sind nur einige wenige Beispiele faszinierender Einblicke in die Welt der Bäume und Wälder. Dabei bietet Wohlleben jedoch auch Informationen, die nicht leicht mit Pflanzen in Einklang zu bringen sind: Haben Bäume ein Gedächtnis oder gar einen individuellen Charakter? Können sie fühlen oder sogar Schmerzen empfinden? Das widerspricht allem, was man bisher von Bäumen gedacht hat – und doch präsentiert der Autor genau das.
Eine neue Welle der Faszination
Diese „Vermenschlichung“ ist wohl die schärfste Kritik, die vor allem von Seiten der Wissenschaftler kommt. Gerade auch bei Tieren ist es immer schwierig, eigene Empfindungen und Gefühle auf andere Lebewesen zu projizieren – das Grinsen eines Schimpansen zeigt beispielsweise keine Belustigung, sondern Angst. Dabei könnte die Verwandtschaft zwischen uns Menschen und diesen Primaten nicht näher sein. Bäume dagegen repräsentieren gleich ein eigenes Reich: die Pflanzen. Nichts liegt also ferner, als Menschen und Bäume vergleichen zu können.
Tatsächlich geht der Autor in seiner Verfilmung auf diese Kritik ein: Wir Menschen sprechen eben nicht die Sprache der Pflanzen, können sie also nur mit unseren eigenen Worten wiedergeben. Dass gewisse Beschreibungen nicht ganz passen, muss wohl verschmerzt werden. Es ist wichtig im Hinterkopf zu behalten, dass Bäume natürlich nicht auf gleiche Art und Weise Schmerz empfinden wie wir, oder ähnliche Empfindungen wahrnehmen. Darum geht es im Buch auch nicht: Es offenbart vielmehr eine völlig neue Welt und die Erkenntnis, dass Bäume so viel mehr sind als starre, langweilige Wesen.
Fazit:
„Das geheime Leben der Bäume“ präsentiert einen spannenden Einblick in die Welt der stummen Riesen. Peter Wohlleben teilt seine Faszination und sein Wissen mit jeder Seite, und bietet ein neues Verständnis über unsere heimischen Wälder.
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