Amüsant, aber einfallslos
Birdwatching erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Doch es ist gar nicht so einfach, die gefiederten Gesellen zu beobachten. Besonders das Indianergoldhähnchen ist sehr heimlich und hat Matt Kracht eines gelehrt: Vögel sind arrogante Mistviecher –und dazu noch verdammt dämlich …
„Niemand sonst wird es Ihnen frei heraus sagen, und ich begreife es als meine Aufgabe, der ganzen Welt die Wahrheit mitzuteilen: Vögel sind faszinierend, wunderbar und dumm, und sie sind Idioten.“
Matt Krachts Misserfolg mit dem Indianergoldhähnchen brachte ihn dazu, die Vogelwelt mal von einer anderen Seite zu betrachten. The Field Guide to Dumb Birds of America ward geboren, und aufgrund des großen Erfolgs folgte The Field Guide to Dumb Birds of the Whole Stupid World, das mit diesem Buch seine deutsche Übersetzung fand. Im Übrigen bringt der englische Titel nochmal zusätzlich seinen albernen Charakter zum Ausdruck und hätte auch im Deutschen gut gepasst.
Entstanden ist ein handliches Büchlein, das kaum Wissensvermittlung liefert, aber dafür den humorigen Weg geht. Natürlich muss auch einmal kurz vorgestellt werden, was ein Vogel ist und aus welchen Körperteilen er besteht. Vom „blöden Kopf“, über die „schwache Kinnpartie“, die auf eine „schwache Persönlichkeit“ hindeutet, bis zur Kloake, die Vögel allgemein bekannt zur Ausscheidung als auch Eiablage nutzen („Vögel sind ekelhaft“).
Man sieht also, der Autor ist nicht gut auf die Vögel zu sprechen, und daher hat er auch einige Exemplare ausgesucht, die eine eingehendere Musterung eigentlich nicht verdient haben, aber für dieses Buch doch einmal ins Rampenlicht gezerrt werden müssen.
Vom Klippenpuper bis zum Grobschwanzbastard
Stets wird der jeweiligen Art eine Doppelseite gewidmet, wobei auf der rechten Seite eine wenig schmeichelhafte Illustration des jeweiligen Vogels zu finden ist und auf der rechten ein kurzer Informationstext. Der eigentliche Trivialname wird nochmal unrühmlich abgeändert, wobei ich hier unterstellen muss, dass die deutsche Übersetzung sich zu sehr am Trivialnamen orientiert hat als an dem Namen, den Matt Kracht dem Vogel verliehen hat. So ist der Klippenpuper eigentlich als Klippenpieper bekannt, die Atzenmeise als Hudsonmeise oder der Darmwind-Nandu als Darwin-Nandu. Die Fantasienamen haben oftmals nichts mit dem Informationstext zu tun und wirken daher eher bedeutungslos.
Die eigentlichen Texte beschreiben den Vogel dann sehr schmählich, manche gar langweilig, und das Wort „Arschloch“ fällt auch oft. Und obwohl die ein oder anderen Sätze komisch sind, ist vieles äußerst einfallslos. Beim Lesen hat man die ein oder anderen Pointen erwartet, die dann aber nicht kamen; verschenktes Potential gab es zuhauf. Auch ist die Auswahl der Vögel sehr zufällig – so scheint es zumindest. Bei über zehntausend Arten gäbe es genügend Material, um mal so richtig über diese oder jene Vögel abzulästern.
Interessant ist tatsächlich der Teil „Vögel im Laufe der Geschichte“, wo Fotos von verschiedenen historischen Artefakten abgebildet sind und dazu gewohnt witzige Anmerkungen stehen. Das gibt dem Ganzen nochmal etwas mehr Inhalt.
Fazit
Eine humoristische Art, die Vogelwelt zu betrachten. Es fehlt aber doch einiges an schlagfertigen Spitzen und beißenden Anmerkungen, die über „dumm“, „blöd“ und „Ar…“ hinausgehen.
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