Ein unkonventioneller Ratgeber gegen Internetkriminalität.
Die Berliner Autorin Caroline Labusch („Rächerin der Reingelegten“) hat sich als Amateurdetektiven betätigt und dokumentiert 7 Fälle von Internetkriminalität, die im Alltag regelmäßig vorkommen und jedem passieren können: Spam-Mails, Heiratsschwindler, Kleinanzeigen-Betrüger, Finanzgauner, Schockanrufe und falsche Werbung.
Caros Methode
Caro baut sich Tarnidentitäten. Sie bastelt neue Passfotos, neue Pässe, ja sogar eine eigene Bankhomepage. Und folgt den Spuren der Täter bis in die Höhle des Löwen: Sie tindert und sucht einen Partner oder reagiert auf eine Bitte um Geldüberweisung nach Afrika. Im Buch dokumentiert sie jeden ihrer Schritte mit Kopien, Fotos oder Bildschirmausdrucken, was das Lesen ausgesprochen kurzweilig und glaubhaft macht. Aber sie zeigt damit, wie leicht es ist, in der IT-Welt Fälschungen zu erzeugen.
Es kommt nie zu polizeilichen Ermittlungen. Vor der eigentlichen Straftat bricht Caro ab, denn sie hat ein anderes Anliegen. Sie möchte den Leser informieren und schützen. Daher schiebt sie in die Schilderungen immer wieder Tipps und Tricks ein. Nicht alle Fälle sind gleich gut gelungen. Für den Rezensenten sind die Fälle E-Mail-Spam und Böser Wolf am Telefon die Favoriten. Weniger überzeugend ist hingegen der Abschnitt zu Schockanrufen. Form und Inhalt verwirren eher als das sie informieren. Die Episoden spielen in der internationalen Welt und zeigen, dass Betrüger clever und smart, aber zugleich strunzdumm sein können. Der Leser schlägt entsetzt die Hände zusammen, weil er sicher einen klugen Menschen in seinem Umfeld kennt, der genau auf solche Leute hereingefallen ist.
Das Buch
Jeder hat wohl schon von solchen Fällen mehr oder weniger gehört. Dennoch wird niemand glauben, wie einfach es für die Betrüger ist. Labusch zeigt dies als Ich-Erzählerin ein wenig krimihaft und mit einem Schalk im Nacken. Das Buch ist auch wie ein Krimi spannend zu lesen, weil man dies alles kaum glauben mag. Witzig ist das Buch zudem noch. Wer wusste schon, dass Google Translator aus: „Dose du verstehen?“ das auch gemeinte „Can you understand“? macht.
In den Stories gibt es immer wieder Einschübe mit Tricks und Tipps für ihre Leser. Sie basieren alle auf realen Fällen, aber letztlich auf persönlichen Erfahrungen der Autorin, also ohne „Nachweisapparat“. Selbst Zeitangaben werden nicht gemacht. Jede morgendliche Zeitungslektüre über wieder mal Reingelegte zeigen, wie wichtig es ist, sich mit den Tricks der Betrüger zu befassen, um sich wehren zu können. Dazu braucht man nicht immer den großen Polizeiapparat. Jeder kann „sie durchschauen, sie ärgern, behindern, ihre Zeit stehlen“. Verlag und das Team von Caro Labusch entwickeln aber eigenen Ehrgeiz: Für Betrugsmeldungen sind sie 24/7 unter kundenservice(at)penguinrandomhouse.de zu erreichen.
Wem das Buch gefällt, kann ich nur die Hörspielfassung des RBB empfehlen. Die ist deutlich mehr ein Krimi und mit Originalstimmen unfassbar glaubhaft.
Fazit
Ein wenig Sachbuch, ein wenig Ratgeber, ein Stück weit Autobiografie. Kein klares Genre und nicht jedermanns Geschmack. Dennoch gehört dieses Buch in jeden öffentlichen Bücherschrank und ist als Weihnachtsgeschenk für Oma und Opa oder Onkel und Tante geeignet. Die Jüngeren mögen sich nicht gefährdet sehen, aber die Wirklichkeit wird sie einholen.
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