Atlas der verlorenen Sprachen

  • Duden
  • Erschienen: Oktober 2020
  • 0
Wertung wird geladen
Julian Hübecker
8101

Sachbuch-Couch Rezension vonNov 2020

Wissen

Hier bleiben fast keine Wünsche offen. Die Auswahl der verschiedenen Sprachen gelingt sehr gut.

Ausstattung

Übersichtliche Karten, interessante Illustrationen und viele Informationen. Ein Einstieg in die Wissenschaft der Sprachen fehlt leider.

Snurrig un monigfooldig = Interessant und vielfältig (Saterfriesisch)

Das Gebiet der Sprachkunde ist eines der Superlative: Weltweit sind mehr als 7.000 Sprachen dokumentiert – einige von ihnen haben Hunderte Millionen Sprecher*innen, während andere nur noch eine Handvoll vorweisen können. Auch die Anzahl der Sprachen nach der Region unterscheidet sich: Während in Europa noch 200 bekannt sind, sind es in Afrika zehn Mal so viele. Dabei hat jede Sprache eine Einzigartigkeit, die jedoch nur so lange besteht, wie Sprecher*innen vorhanden sind.

„Wenn eine Sprache, mit der man sich identifiziert, weit weg ist, tut man alles, um sie lebendig zu halten. Weil die Wörter alles zurückbringen: den Ort, den Menschen, das Leben, die Straßen, den Himmel, die Blumen, die Geräusche.“

Sprachen sind faszinierend, sind sie doch Ausdruck regionaler und kultureller Unterschiede. Viele von ihnen lassen sich verschriftlichen, andere nicht, und in der Regel sind sie von Entwicklungen betroffen, von globaler Expansion oder sogar vom Aussterben. Wer kann heute von sich behaupten, noch mehr als Englisch neben seiner Muttersprache zu sprechen (höchstens vielleicht noch eine weitere Weltsprache wie Spanisch oder Französisch)? Doch die Welt hat einige weitere zu bieten, wovon viele uns Laien jedoch nicht zugänglich sind und meist nur Sprachforschern und den Sprecher*innen bekannt.

Daher bietet Atlas der verlorenen Sprachen einen spannenden Rundumblick über die unbekannten Sprachen weltweit. Unterteilt wird das Buch nach den Kontinenten, und darin vorgestellt werden regional besondere Sprachen. Zu jeder Sprache gibt es eine Karte der Verbreitung, die Anzahl der Sprecher*innen, eine Zuordnung zur Sprachfamilie sowie weitere Angaben. Darauf folgt ein ausführlicher Text mit (grammatikalischen) Besonderheiten, Sprachentwicklung, Geschichte und vielem mehr. Dabei sind vermutlich nicht alle Informationen für jeden interessant, aber es macht einfach Spaß, einzelne Sprachen zu erkunden. Auch eine deutsche Sprache ist mit dabei: Saterfriesisch – wer hätte gedacht, dass es auch bei uns noch Minderheitensprachen gibt?

Hochwertig und detailversessen

In dem Buch sind viele Informationen verarbeitet, die ein flüssiges, schnelles Lesen nicht möglich machen, sondern ein gewisses Verständnis abverlangen. Dadurch gewinnt der Atlas einen wissenschaftlichen Touch, ohne jedoch zu sehr in Richtung Fachbuch abzuschweifen. Besonders die vielen Illustrationen lockern das Geschriebene nicht nur auf, sondern verleihen eine höhere Wertigkeit, da man so einige Informationen besser verarbeiten kann.

Fazit

50 Sprachen aus 5 Kontinenten – das bietet der Atlas der verlorenen Sprachen. Mit einer tollen Übersicht, einer herausragenden Auswahl und grundlegenden bis komplexeren Informationen über die Sprachen weltweit wird dieses Buch seinem Anspruch mehr als gerecht.

Atlas der verlorenen Sprachen

Rita Mielke, Duden

Atlas der verlorenen Sprachen

Ähnliche Sachbücher:

Deine Meinung zu »Atlas der verlorenen Sprachen«

Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!

Letzte Kommentare:
Loading
Loading
Letzte Kommentare:
Loading
Loading

Film & Kino:
I Am a Noise

Die drei FilmemacherinnenMiri Navasky, Karen O‘Connor und Maeve O‘Boyle begleiteten Joan Baez einige Jahre lang. Sie waren bei ihrer Abschiedstournee 2019 dabei, die sie sich anfangs des Films noch gar nicht vorstellen konnte, und erhielten Einblicke in das Leben der Sängerin, wie sie wahrscheinlich bis jetzt kein Außenstehender bekommen hat. Titelbild: © Alamode Film

zur Film-Kritik