Die uralte Frage: Sind wir allein?
In einem unendlichen Universum scheint das geradezu unwahrscheinlich. Vielleicht finden sich auch deshalb praktisch seit Anbeginn der Zeit in den Mythen, Legenden und Geschichten, welche die menschliche Kultur ausmachen, Szenen von Besuchern aus fernen Welten jenseits der unseren. Was früher häufig die Gestalt von Engeln oder Geistwesen annahm, hat sich seit wissenschaftlichem Fortschritt und dem Vordringen des Menschen ins All zu der heutigen Vorstellung von Außerirdischen gewandelt. Trotz UFO-Boom, Area 51 und Akte X hat es bis heute keinen nachweisbaren Erstkontakt zu Aliens gegeben. Aber könnte es „irgendwo da draußen“ noch andere lebensfreundliche Planeten geben? Wie könnte außerirdisches Leben tatsächlich entstehen und beschaffen sein? Und wäre es uns tatsächlich möglich, eine Begegnung herzustellen? Alien Earths unternimmt eine sachlich fundierte Reise durch den Kosmos und ergründet, ob wir diese Fragen nach heutigem Stand beantworten können …
„Ich habe die Sterne zu sehr geliebt, um mich vor der Nacht zu fürchten.“ – Sarah Williams
Autorin Lisa Kaltenegger, 1977 in Salzburg geboren, richtete ihren Blick schon früh auf den Sternenhimmel über uns. Nach ihrer Promotion im Fachgebiet Astronomie an der Karl-Franzens-Universität Graz arbeitete sie u.a. für die Europäische Weltraumorganisation (ESA), das NASA Astrobiology Institute sowie als Dozentin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Harvard University. Seit 2014 hat sie eine außerordentliche Professur an der Cornell University inne, wo sie das Carl Sagan Institute für die Suche nach Leben im All mitbegründete. Ein roter Faden ihres wissenschaftlichen Wirkens ist die Untersuchung und Modellierung der Gegebenheiten auf potentiell bewohnbaren Exoplaneten und möglicher Anzeichen und Rückschlüsse auf etwaige außerirdische Lebensformen. Mit Alien Earths legt sie eine spannende populärwissenschaftliche Publikation vor, die in einer breiten Leserschaft die Faszination für das Universum, welches unser Zuhause ist, wecken soll.
„Unsere Suche nach anderen Erden ist auch eine Suche nach Hinweisen, wie wir unser Raumschiff Erde am besten verstehen und gesund halten“
Die überschaubaren und leicht verdaulich angeordneten Abschnitte des Buches nehmen auch in Astronomie und Astrophysik unbewanderte Lesende an die Hand. So führt Kaltenegger einen an Themen wortwörtlich kosmischer Größenordnung heran: Sie spürt der Frage nach, was Leben eigentlich ist und als Grundlage benötigt, und versucht sich an entsprechenden Definitionen. Gleichzeitig verdeutlicht sie, warum wir bislang außer uns selbst keines entdecken können und warum es im Grunde ausgeschlossen ist, dass wir mit solchem zu Lebzeiten tatsächlich Botschaften austauschen oder es gar antreffen werden (auch wenn wir nicht müde sind, es weiter zu versuchen). Sie beschreibt Vorgehensweisen und Methoden und erläutert, welche Himmelskörper vor diesem Hintergrund wissenschaftlich interessant sind. Dabei erklärt sie die Anordnung und Beschaffenheit kosmischer Phänomene und scheut sich nicht, dabei auch mit einer Menge Zahlen um sich zu werfen. Konkrete Antworten kann sie natürlich nicht liefern, wohl aber Hoffnung auf weitere Fortschritte in der Zukunft.
„Wissenschaftler oder Wissenschaftlerin wird man, indem man Fragen stellt. Und manche Antworten stehen am Nachthimmel geschrieben“
Auch wenn es angesichts der hochkomplexen Thematik nicht immer leicht ist, den Überblick zu behalten, verrennt sich Kaltenegger nicht zu sehr in Fachjargon, sondern bleibt stets klar, präzise – und vor allem unterhaltsam. Sie lockert ihren Text souverän mit Humor auf und reichert ihn mit Anekdoten aus der Popkultur, der Wissenschaftsgeschichte sowie ihrem eigenen Leben an. Dadurch erfährt man auch viel aus dem wissenschaftlichen Arbeitsalltag (und über die Hürden, denen sich Wissenschaftlerinnen darin leider immer noch ausgesetzt sehen).
So trifft das Buch immer den richtigen Ton zwischen persönlich und sachlich. Ein Lob muss an dieser Stelle Gisela Fichtl ausgesprochen werden, deren Übersetzung ins Deutsche diesen Stil (trotz sicher unzähliger Stunden an Recherche zu Fachbegriffen, Maßeinheiten etc.) sicher und organisch einfängt. Ein Kritikpunkt bleibt: Es wird leider überraschend wenig darauf eingegangen, welche unterschiedlichen Formen außerirdisches Leben tatsächlich annehmen könnte. So erhält man zwar eine Vorstellung davon, wie Planeten, die solches Leben ermöglichen würden, aussehen, aber keine Idee vom Erscheinungsbild der hypothetischen Bewohner. Dies geht am Thema vorbei und lässt in dem Bereich leider ein wenig missen.
Fazit
Auch wenn Alien Earths manch interessantes Gedankenspiel ausspart, wird beim Lesen schnell klar, dass Kalteneggers Neugier und Motivation in ihrem Wirken einer tiefen Leidenschaft für das Universum und seine Geheimnisse entstammt, deren Funken sie auf ihre Leserschaft überspringen lassen will. Genau dies gelingt ihr auf ganzer Linie!
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