Abenteurerin

Wer von uns träumt nicht einmal davon, aus dem Alltag auszusteigen und ein ganz anderes, freieres Leben zu führen? Die wenigsten allerdings wagen diesen einschneidenden Schritt tatsächlich. Carolina Amell stellt uns 20 Abenteurerinnen vor, die aber genau das getan haben.

„Starke Frauen und ihr Outdoor-Leben“

Es braucht ziemlich viel Mut, sein ganzes bisheriges Leben inklusive der Familie und Freunde zurückzulassen, um in ein neues Dasein abzutauchen. Dieser Einschnitt kann in ein Scheitern führen oder eben zu ungeahnter Stärke. Carolina Amell hat sich 20 Frauen ausgesucht, die in relativ kurzen Berichten, aus ihrer eigenen Sicht und in ihren eigenen Worten von diesem Wandel in ihrem Leben erzählen. Manche geben zu, dass es nicht immer einfach war, aber alle bereuen es nicht, diesen Schritt gewagt zu haben. Und die „Outdoor-Leben“ sind dabei ganz unterschiedlich. Sie reichen von der Familie, die in einem ausgebauten Linienbus durch die USA zieht; über die Expeditionsleiterin, die Extreme lebt bis hin zur Apnoetaucherin. Wir lernen u.a. die Sturmjägerin kennen; alleinreisende Frauen oder auch Alienor, die mit Pferden und Hund Australien durchquerte. Und wir erfahren, dass Abenteuer selbst in einem täglichen Spaziergang liegen kann oder, wie bei Alicia, im Aufspüren und Fotografieren verlassener Orte. Die Abenteuer und die Frauen sind also sehr unterschiedlich. Doch eines haben sie alle gemeinsam: Sie stellten fest, dass die Gesellschaft ihnen ein Leben für sie vorsah, das sie nicht glücklich machte. Die persönliche Freiheit war für alle ein ausschlaggebendes Moment, den mutigen Schritt ins Abenteuer zu wagen. Und der kann eben auch ein täglicher Spaziergang auf immer der gleichen Strecke sein, der die Veränderungen der Umwelt in Fotos festhält.

Die Fotos machen das Buch zu einem Juwel

Die Berichte der Frauen sind interessant zu lesen, auch wenn sie sich im Grunde ähneln. Zu beweisen, dass man auch als Frau ein unkonventionelles und ganz und gar selbstbestimmtes Leben führen kann, haben sie alle gemeinsam. Natürlich ist diese Art des Lebens immer eine individuell andere, aber der Grundtenor ist gleich. Was das Buch aber besonders macht, sind die Fotos. Unglaublich schöne Naturaufnahmen, neben sehr gekonnt in Szene gesetzten Abenteurerinnen ergänzen die Texte. Es gibt atemberaubend schöne Unterwasserfotos, Abbildungen von grandiosen Landschaften oder auch Momentaufnahmen von Land und Leuten, die viel Atmosphäre tragen. Für dieses Buch muss man sich daher Zeit lassen. Die Texte wollen gelesen und vor allem die Fotografien genossen werden. Man kann es immer wieder aufschlagen und sich in die unterschiedlichen Teile der Erde treiben lassen und dabei vielleicht auch ein wenig Freiheit und Abenteuerleben schnuppern.

Wer ist Carolina Amell?

Was mich an diesem Buch aber gestört hat, ist, dass man ohne Vorwort sofort in die Berichte gestoßen wird. Ich hätte mir gewünscht, etwas über Carolina Amell zu erfahren, die auf dem Cover genannt wird, aber ganz offensichtlich nicht die Autorin ist und auch nicht als Herausgeberin bezeichnet wird. Es ist anzunehmen, dass sie die Auswahl der Abenteurerinnen vorgenommen hat, doch es wird auch nichts über die Auswahlkriterien für diese gesagt. Wenn man sich den Anhang ansieht, kann man sich des Gedankens nicht erwehren, dass hier auch ein wenig die Werbetrommel für die 20 Frauen gerührt werden sollte. Denn alle unterhalten eine hochprofessionelle Webseite, die ihre Abenteuer verfolgt, mit der sie aber auch Geld verdienen. Hintergrundwissen hätte das Buch abgerundet, so aber bleibt die Frage nach der Intention offen.

Fazit

Ein Buch, das nicht nur Frauen inspirieren könnte. Die kurzen Berichte, aber vor allem die hervorragenden Aufnahmen zeigen 20 Leben, die ganz individuell, frei und abenteuerlich gelebt werden. Auch wer nicht den entscheidenden Schritt wagt, kann hier zumindest ein wenig träumen. Schade ist nur, dass diverse Hintergrundinformationen zum Buch generell fehlen.