Sattgrün

Spiel-Kritik von Kirsten Kohlbrei

Was wächst und blüht denn da? Gardening in den eigenen vier Wänden.

Das Familien- und Gesellschaftsspiel „Sattgrün“ des Kosmos-Verlags ist für 1-5 Personen ab 10 Jahren gedacht, vor allem für Pflanzenfreunde oder Interessierte, die noch Floraexperten werden möchten. Im Spielverlauf müssen die Spieler beweisen, wer sich zuhause am besten um seine Zimmer-Pflanzen kümmert.

Spielmaterial

  • 165 Karten
  • 162 Kartonplättchen
  • 60 Blätter aus Holz
  • 1 Wertungsblock
  • 1 Stoffbeutel
  • 1 Spielanleitung

Vor der ersten Spielrunde sollte die Spielanleitung unbedingt genau gelesen werden, damit das zwar eingängige jedoch sehr komplexe Regelwerk verstanden wird. Gespielt werden kann in unterschiedlichen Varianten. Neben dem normalen Spiel oder einer Partie mit leichterem Einstieg für ungeübte oder jüngere Mitspieler finden sich zudem auch Erläuterungen für Spielverläufe mit Upgrade oder ein Solo-Modus.

Diejenigen, die direkt losspielen möchten, ohne Regeln zu lesen, können sich das Spiel auch erklären lassen. Alternativ zur Print-Spielbeschreibung, bietet der Kosmos-Verlag zum Download eine kostenlose Erklär-App an.

Die Spielvorbereitung erfolgt nach den detaillierten, gedruckt auch illustrierten, Angaben. Für die Spielfläche wird zunächst mit Gegenstandsplättchen in den Arten Möbelstücke, Haustiere und Pflege sowie mit Pflanzen- und Zimmerkarten fünf unterschiedlicher Kategorien der sogenannte „Markt“ ausgelegt.

Daneben werden Holzblätter, Plättchen zu verschiedenen Sorten von Blumentöpfen und andere mit „grünem Daumen“ angeordnet. Außerdem werden an die Mitspieler noch Aufbewahrungs- und Übersichtskarten verteilt. Zum Abschluss zieht jeder Teilnehmer von den in Stapeln bereitgestellten Zimmer- und Pflanzenkarten seine Startkarten und legt sie offen vor sich hin. Die Partie beginnt der Spieler, dessen Pflanzenkarte den höchsten Wert in puncto Wachstum hat.

Vom Steckling in den Blumentopf

Sattgrün wird reihum im Uhrzeigersinn gespielt. Bei einem normalem Spielverlauf kommt jeder Spieler insgesamt 13-mal an die Reihe. Dabei gestaltet er sein „Zuhause“, seinen persönlichen Bereich vor ihm, mit Karten und Plättchen, so dass am Ende eine schachbrettartige Auslage mit 5x3 Karten fertiggestellt ist. Ziel ist es, die eigenen Pflanzen bis zur Vollendung wachsen zu lassen, um sie dann in die zur Verfügung gestellten Blumentöpfe umpflanzen zu können.

Bei jedem Spielzug kommt es darauf an, durch das vorteilhafte Anlegen und Platzieren der im Besitz befindlichen sowie neugezogener Zimmer- und Pflanzenkarten und Gegenstandplättchen, die Lichtbedürfnisse der Pflanzen bestmöglich zu erfüllen und seine Schützlinge optimal zu versorgen, damit sie wachsen. Das Wachstum der Pflanzen wird mit den Blattmarken aus Holz festgehalten, die hierzu auf den Pflanzenkarten abgelegt werden.

Die während des Spiels gesammelten „Grünen Daumen“ können bei einem Zug für Sonderaktionen eingesetzt, oder in begrenzter Anzahl für eine spätere Verwendung aufbewahrt werden. Zum Ende seines Zuges füllt der Spieler im letzten Schritt die entstandenen Lücken des Marktes mit frischen Karten und Plättchen wieder auf. Danach kann der nächste Mitspieler seinen Spielzug starten.

Das Spiel endet, wenn jeder Teilnehmer ein Zuhause mit 15 Karten vor sich ausliegen hat. Für die Wertung werden anschließend die erreichten Punkte der in der Spielanleitung aufgelisteten Kategorien für die gesamte Spielerrunde berechnet und auf einem Blatt des Wertungsblocks eingetragen. Gewonnen hat der Spieler mit den meisten Punkten, sein Zimmerdschungel konnte dank seiner umsichtigen Pflege am besten heranwachsen.

„Grüne“ Daumen hoch für die ausgeklügelte Spielidee in schöner Aufmachung

„Sattgrün“ kombiniert als Wohlfühl-Strategiespiel taktisches Vorgehen, Wissens-Input und Entspannungsmodus zu einem gelungenen Spielereignis quer durch alle Altersgruppen.

Aufgrund der dichten Regelvorgabe brauchen jüngere Spieler zumindest eingangs definitiv Unterstützung. Bei älteren Spielern werden routinierte Hobbyspieler leicht den Zugang finden. Spieler mit weniger Erfahrung sollten sich durch die ausführliche Spielanleitung nicht beirren lassen, denn einmal den Spielverlauf verinnerlicht, erwartet sie ein unterhaltsamer, wissensschöpfender Spielspaß. Die hochwertige Ausgestaltung des Spielmaterials durch Verlagsprofi Kosmos trägt in besonderem Maße dazu bei.

Schon die ansprechende Illustration des Spielkartons vermittelt Entschleunigung pur und weckt Vorfreude auf eine entspannte spielerische Auszeit. Der Schachtelinhalt enttäuscht die Erwartung nicht. Details wie der hübsche Aufbewahrungsbeutel, die stabilen Plättchen aus Karton und vor allem die schön gezeichneten Pflanzenkarten mit den gut verständlichen Beschreibungen, die noch durch eine Herkunftsübersicht im Anleitungsheft ergänzt werden, bestätigen den ersten Eindruck. Hier könnte der Spielehersteller, der sich generell, zum Beispiel mit Tipps zur Wiederverwendung von Spielutensilien positiv um Nachhaltigkeit bemüht, mit einem Hinweis auf die Bedeutung der Einhaltung von Arbeitsrecht und Umweltschutz im Bereich des Anbaus von Zimmerpflanzen oder chemiefreier Pflege, noch etwas nachbessern.

Fazit

Trautes Heim bring Grün herein. Die Idee, den Gardening-Trend als Spielformat von draußen ins Haus zu holen, geht auf. Denn ebenso prächtig, wie die Pflanzenschützlinge umsichtig gepflegt heranwachsen, gedeiht auch die Spielfreude der um den Sieg konkurrierenden Zimmer-Kleingärtner. Saisonunabhängig, wetterbeständig und garantiert „winterhart“ eignet sich „Sattgrün“ ideal als abwechslungsreiche farbenfrohe Spielbegleitung durch Regentage oder die dunkle Jahreszeit.

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Bilder: Kosmos

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