Renature

Spiel-Kritik von Carola Krauße-Reim

Hier wird die Renaturierung mit harten Bandagen betrieben

Mit „Renature“ hat das Team Michael Kiesling, Wolfgang Kramer und Dennis Lohausen ein „Area-Control“-Spiel geschaffen, das es ins sich hat. Auf dem großformatigen Spielplan sind Flüsse mit angrenzenden Gebietsfeldern abgebildet. Entlang dieser Flüsse müssen Tiere angesiedelt werden, während die Felder möglichst sinnvoll und gewinnbringend angepflanzt werden sollten – eben Renaturierung. Doch die hat es in diesem Fall so richtig in sich!

Das Material ist phantastisch und phantasievoll

Schon das Auspacken und aufbauen des Spieles macht Spaß. Das Spielbrett ist riesig und wunderschön gestaltet. Hier hat sich Illustrator Lohausen so richtig ausgetobt, wie auch bei der Gestaltung der Anleitung und den sonstigen Materialien. Die wunderschön abgebildeten Tiere werden in Form von Dominosteinen eingesetzt, die, wie auch die Pflanzen, aus dickem Holz bestehen und „unkaputtbar“ scheinen.

Auch die - für Spielbrett und diverse andere Dinge - verwendete Pappe ist sehr stabil und sollte nicht so schnell schlapp machen. Die Anleitung gibt die notwendigen Informationen zu Spielmaterial, Spielvorbereitung und Spielablauf wieder, wobei auch hier die wunderschönen Abbildungen viel zum Verständnis beitragen. Aber auch die Erklärungen sind ganz eindeutig, gut nachvollziehbar und sehr gut verständlich. Eine abschließende Übersicht über den Spielverlauf hilft enorm, wenn während des Spiels Fragen auftauchen sollten.

Wenige Aktionen bilden den Ablauf

„Renature“ zeigt, dass ein Spiel nicht undurchsichtig kompliziert sein muss um interessant, kurzweilig und abwechslungsreich zu sein. Hier gilt es die Tier-Dominosteine so entlang der Flüsse zu legen, dass möglichst ein Gebiet ganz umschlossen ist, um das darauf gepflanzte Grünzeug in Punkte umzuwandeln. Dabei muss jeder Spieler 4 Aktionen ausführen, wenn er an der Reihe ist: Einen Dominostein aus dem eigenen Bestand platzieren, eine Pflanze möglichst sinnvoll auf ein angrenzend freies Gebietsfeld setzen, Punkte ermitteln und den eingesetzten Dominostein durch einen aus der Reserve ersetzen. Dazu können Wolken als Joker für diverse Aktionen eingesetzt werden. Das hört sich natürlich simpel an, aber die Herausforderung liegt im Detail!

Diese Renaturierung kann zum Kampf werden

Wer glaubt, dieses Spiel stelle eine heile Welt her, liegt leider ziemlich falsch: Hier wird der Laubbaum ausgepackt, um den Busch des Gegners absterben zu lassen - und der nette Schmetterling kann dem grimmigen Dachs auch ganz schön gefährlich werden.

Man sollte sich auf mögliche Rivalitäten am Tisch einstellen, denn der Gedanke der Renaturierung scheint nur der Aufmacher für ein handfestes Strategiespiel zu sein. Irgendwann sind einem die Frösche und Spechte völlig wurscht und man hat nur noch ein Ziel – gewinnen!! Die Kombination aus Interaktion und Taktik macht unbestritten den Reiz des Spieles aus, das man sehr gut zu zweit spielen kann; aber mit den max. vier Spielern ist es noch einmal so interessant und knifflig. Denn was sich am Anfang relativ simpel anhört – legen und bauen – ist wesentlich komplizierter. Die Aktionen der Gegner sind nicht unbedingt vorhersehbar und können schnell die Richtung des Spiels verändern.

Eingesetzte Joker sind dann der Albtraum schlechthin und hervorragend geeignet, die Mitspieler aus der Fassung zu bringen. Spannung von Anfang bis Ende ist hier absolut garantiert!

Kinder dürften es schwer haben

Für das Spiel ist für ein Alter 8+ angegeben. Das ist meiner Meinung nach etwas zu niedrig angesetzt. Zwar würde die Spiellänge von 45-60 Minuten die Spieler von 8 Jahren nicht überfordern; der knallharte Konkurrenzkampf hingegen vielleicht schon.

„Renature“ ist kein Kuschelspiel mit Wohlfühlfaktor, da können die Bilder auch noch so schön sein, hier schlägt die Natur in Gestalt des Gegners gnadenlos zu. Und das sollten alle Mitspieler schon verkraften können, wenn es nach dem Spielende am Tisch noch so friedlich zugehen soll, wie in den idyllischen Bachauen des Spiels.

Fazit

„Renature“ ist als Familienspiel mit sensiblen Mitspielern nur bedingt zu empfehlen, jedoch für Spieler mit einem ausreichend hohen Toleranzlevel ein absolutes Muss. Trotz des „harmlosen“ Titels ist es ein echtes Strategiespiel, das sowohl wunderschön gestaltet als auch sehr interessant und abwechslungsreich zu spielen ist. 

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Bilder: Pegasus

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